30.10.2008

Algerien: Christen freigesprochen im Prozess wegen Gotteslästerung

Steht eine bessere Zeit für Christen in Algerien an?

Algerien: Christen freigesprochen im Prozess wegen Gotteslästerung

Steht eine bessere Zeit für Christen in Algerien an?

AKREF/pm - 30.10.2008 - Wie der Nachrichtendienst Compass Direct am 29.10. berichtete, hat ein Gericht in der Stadt Ain El-Turck, 15 Kilometer westlich von Oran im Nordwesten Algeriens wegen nicht stichhaltiger Beweisführung die Angeklagten freigesprochen. Vermutlich ist aber auch die anhaltende negative Presse weltweit zur Religionsfreiheit in Algerien mit maßgeblich für das Urteil gewesen.Der Angeklagte Youssef Ourahmane berichtete, dass in den letzten Monaten der Druck der Behörden auf die Christen (Konvertiten) im Lande nachgelassen hatte. Die Regierungen von Frankreich, Italien, der Schweiz, Österreich (wo die evangelische Allianz die algerische Botschaft um Besserung ersucht hat - Anm.d.Red.) und Spanien bzw. die algerischen Botschaften in diesen Ländern nach Protesten interveniert hatten. Die Algerische Regierung war durch die internationale Aufmerksamkeit blamiert worden.

Zahlreiche Christen hatten Hafturteile zur Bewährung im letzten Jahr erhalten, aber keiner musste eine Haftstrafe verbüßen.

Ourahmane, Rachid Muhammad Essaghir waren im Februar der Blasphämie gegen Mohammen und den Islam angeklagt worden.

Schon bei der ersten Verhandlung am 21.10. in Ain El-Turck wurden die angeklagten überrascht: Eine Rechtsanwältin des Ministeriums für Religionsangelegenheiten war anwesend und unterstützte die Angeklagten. Sie betonte die Rechte der Minderheiten in Algerien und beantragte im Namen der Christen, dass der Prozess beendet werde.

Es stellte sich heraus, dass die Anklage, die für die Angeklagten jeweils 3 Jahre Haft und 50,000 (ca. 370 €) Dinare verlangte, den Fall mit einem V-Mann provoziert hatte: ein islamischer Extremist hat sich als Interessent in der Gemeinde ausgegeben, nur um eine Falle zu stellen.

Essaghir wurde im letzten Jaht drei mal verurteilt, einmal für Blasphämie, zweimal für Evangelisieren nachdem er mit zwei anderen im Juni 2007 mit christlicher Literatur erwischt und verhaftet wurde. Im November 2007 bekamen sie in absentia je zwei Jahre und 5,000-euro Bußgelder. Sie legten darauf Berufung ein und wurden im Juni, als der Prozess neu aufgerollt wurde, freigesprochen.

Essaghir sieht hinter den Anklagen die Angst der Muslime, weil viele Berber sich zum christlichen Glauben bekehren.

Auch Habiba Kouider steht vor Gericht und wird mit einer dreijährigen Haftstafe konfrontiert wegen unerlaubten Besitz von christlicher Literatur. Die Konvertitin wurde inzwischen von ihrem Bruder aus dem Haus hinausgeworfen.

In den meisten Fällen werden Christen in Algerien unter den Vorgaben eines Erlasses des Präsidenten vom Februar 2006, wonach religiöse Aktivitäten an von der Regierung authorisierte Gebäuden gebunden ist, Erlass 06-03, der es ebenfalls Muslimen verbietet, ihre Religion zu ändern.