07.12.2010
Deutschland: Badische Theologen kritisieren „antimuslimischem Rassismus“
Sprecher des Forums ist der frühere Direktor des Predigerseminars der badischen Landeskirche, Gerhard Liedke
Deutschland: Badische Theologen kritisieren „antimuslimischem Rassismus“
Sprecher des Forums ist der frühere Direktor des Predigerseminars der badischen Landeskirche, Gerhard Liedke
Heidelberg (idea) – Heftige Kritik an einigen Islamkritikern übt das badische „Forum Religionen und Weltverantwortung“. Viele gesellschaftliche Konflikte würden „islamisiert“, obwohl sie mit Religion „fast nichts“ zu tun hätten, beispielsweise „Ehrenmorde“.
Der unzutreffende Zusammenhang werde beispielsweise von den Journalisten Henryk M. Broder, Alice Schwarzer und Udo Ulfkotte, dem SPD-Politiker Thilo Sarrazin sowie den muslimischen Menschenrechtlerinnen Mina Ahadi und Necla Kelek vertreten. Ihre Pauschalisierungen und Vorurteile seien durch Untersuchungen widerlegt. Diese seien allerdings kaum bekannt. Das Forum hatte sich Mitte November mit Islamfeindschaft und „antimuslimischem Rassismus“ befasst und dabei eine „erschreckend weit verbreitete Angst vor dem Islam“ festgestellt. Die gefährliche antiislamische Stimmung sei von der EKD, den evangelischen Landeskirchen und vor allem von Kirchengemeinden bisher nicht oder nicht genügend wahrgenommen worden, so das Forum. Seiner Ansicht nach sollten alle kirchlichen Ebenen – von den Kirchenleitungen bis zu Gemeindekreisen und Gottesdiensten – „gegen diese neue Spielart der Fremdenfeindschaft ankämpfen“. Sprecher des Forums ist der frühere Direktor des Predigerseminars der badischen Landeskirche, Gerhard Liedke (Heidelberg). Die hauptsächlich von Theologen gebildete Gruppe mit etwa 150 Mitgliedern will das interreligiöse Gespräch vor allem unter den Aspekten von Frieden und Gerechtigkeit voranbringen. Sie arbeitet nach eigenen Angaben mit der Evangelischen Akademie Baden zusammen. Grundlage ist der „Appell aus Baden“ aus dem Jahr 2006, den rund 100 Kirchenmitglieder unterschrieben hatten. Darin war die Christenheit aufgefordert worden, beim christlich-islamischen Gespräch unmissverständlich auf Alleinvertretungsansprüche und Missionierungsversuche zu verzichten.