28.12.2010
China: Wanderarbeiter und das Evangelium
(28. Dezember 2010/idea) – Das Christentum stösst in China nicht nur unter Intellektuellen auf grosses Interesse, sondern auch unter den Ärmsten der Armen.
Von christlichen Wanderarbeitern berichtet die Neue Zürcher Zeitung (NZZ). „Gott bei den Abfallsammlern“ ist eine Reportage über Christen überschrieben, die auf Müllbergen nahe Peking leben und sie auf Verwertbares durchsuchen.
Die Zahl der chinesischen Wanderarbeiter, die in der Hoffnung auf besser bezahlte Erwerbsarbeit vom Land in die Grossstädte ziehen und vielfach im Elend enden, wird auf rund 200 Millionen geschätzt. Viele von ihnen würden Christen, „weil der Glaube an den Gott, der Mensch wurde, ihnen im elenden Alltag hilft“, so die NZZ.
Reporter Bernhard Bartsch erlebte nach eigenen Worten auf den Müllbergen eine emotionale Gottesdienstversammlung: „Es wird viel geweint, und jedes Amen bricht aus den Gläubigen heraus wie ein Befreiungsschrei.“ Nacheinander knieten die Christen auf einem roten Teppich nieder und erhielten von ihrem Leiter Jia das Abendmahl. Die Wanderarbeiter würden ständig diskriminiert und als Bürger zweiter Klasse behandelt.
Nach Ansicht des Pekinger Anthropologen Huang Jianbo kommen Christen mit dem Leben besser klar, weil sie ein grösseres Selbstbewusstsein hätten. Huang: „Beten hilft, es geschehen Wunder; dies macht den Abfallsammlern Mut.“ Wanderarbeiter wüssten auch, was es bedeute, sein Kreuz zu tragen. Ausserdem fänden sie sich in der Weihnachtsgeschichte wieder.
Vertraut komme ihnen die Reise von Maria und Josef in die Geburtsstadt Bethlehem zur Volkszählung vor. In China galt bis vor kurzem das Hukuo-System, das bei der Wohnsitzbestimmung alle Chinesen an ihren Heimatort bindet.
Die Gesamtzahl der Christen in der Volksrepublik wird auf bis zu 130 Millionen geschätzt. Die meisten versammeln sich in nicht registrierten Gemeinden, weil sie sich nicht der Kontrolle des kommunistischen Regimes unterwerfen wollen. Der staatlich anerkannte Chinesische Christenrat und die Patriotische Drei-Selbst-Bewegung repräsentieren etwa 18 Millionen Protestanten. Von den etwa 20 Millionen Katholiken gehören rund sechs Millionen zu regimetreuen Kirchen.