12.01.2010

Äthiopien: Christ heimtückisch ermordet

(Open Doors, 12.01.2010) – In einem überwiegend von Muslimen bewohnten Gebiet in Äthiopien wurde ein Christ heimtückisch ermordet. Auf dem Nachhauseweg von seinem Restaurant in Senkele im Bundesstaat Oromia wurde Markos Lagiso von einem bislang unbekannten Mann von hinten mit Machetenhieben getötet. Der Mord ereignete sich am 20. Dezember. Lagiso hinterlässt seine Frau Sintayehu und sieben Kinder im Alter zwischen zehn und 25 Jahren. Der Mitte 50-Jährige war ein erfolgreicher Geschäftsmann und aktives Mitglied der „Full Gospel Church“ in Senbet-Senkele. Er unterstützte die Kirche finanziell. Darin sehen Kirchenmitglieder auch das Motiv für seine Ermordung. Die polizeilichen Ermittlungen dauern an. Am 23. Dezember berief die Gebietsverwaltung ein Treffen mit Clanchefs der Gegend ein. Auch Kirchenleiter nahmen teil. Die Teilnehmer wurden laut Aussagen von Christen gewarnt, hinter der Ermordung des Christen religiöse Verfolgung zu sehen. Lagiso sei nicht aufgrund seines Glaubens getötet worden, sondern aus politischen Gründen. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Konflikten zwischen Muslimen und Christen in muslimisch dominierten Gebieten Äthiopiens. Von den 85 Millionen Einwohnern sind 63 Prozent Christen.


Christ setzte sich ein

Im September vorigen Jahres wurde eine andere Kirche in Senkele angegriffen. Die Polizei verhaftete einige Muslime und zwei Christen. Sie wurden beschuldigt, Seiten aus einem Koran herausgerissen zu haben. Markos Lagiso stellte eine Kaution von umgerechnet je 150 Euro für die beiden Christen und beteiligte sich an den Kosten für ihren Rechtsbeistand. Neutral eingestellte Muslime warnten Kirchenleiter vor einem Angriff auf Markos Lagiso durch radikale Muslime. Eine Woche vor seinem Tod soll Lagiso seiner Frau gesagt haben, dass er um sein Leben fürchte.

„Wir leben in Angst“„Bitte betet für uns, dass Gott uns die Kraft gibt, diese schwere Zeit durchzustehen“, bittet die Witwe. „Ich weiß, dass Gott unsere Gerechtigkeit ist. Aber betet, dass die Angriffe auf uns aufhören. Betet für meine Söhne. Sie sind über den Tod ihres Vaters sehr wütend.” Mitarbeiter des Hilfswerkes Open Doors besuchten Sintayehu und ihre Kinder. Gemeindeleiter Tadele* sagte Open Doors: „Niemand von uns ist hier sicher. Wir leben in Angst. Wir hörten, dass radikale Muslime ihre Angriffe auf Christen im Vorfeld der Wahlen im Mai fortsetzen wollen. Vermutlich werden die Behörden nicht viel dagegen machen, denn sie wollen sich die Stimmen der Muslime sichern. Die harte Zeit ist noch nicht vorüber.“ Einige Christen hätten Angst, Versammlungen zu besuchen. Sie würden sich fragen, wer der Nächste sei.


* Name geändert