02.11.2025

Belarus: KGB versucht, inhaftierten Priester zu benutzen, um den Apostolischen Nuntius zu belasten

AKREF-A/02.11.25 - Beamte des KGB, boten dem in Haft befindlichen katholischen Priester Henryk Okolowitsch die Freilassung und Rückkehr in seine Pfarre an, wenn er sich bereit erklärt, den Apostolischen Nuntius zu einem Besuch in der Pfarre einzuladen und ihm unauffällig einen USB-Stick zuzustecken. Er lehnte ab und erklärte den Beamten: „Was Sie von mir verlangen, ist ein Verbrechen und ich kann Gott nicht ärger verraten, als diese Tat auszuführen“. Die KGB Beamten sagten, sie würden ihn wieder im Gefängnis besuchen, noch viel öfter, damit er es sich vielleicht anders überlegt. Dies berichtete der aus der Haft entlassene politische Gefangene Andrey Krylov gegenüber der Organisation Christian Vision. Bereits während der Ermittlungen gegen den Priester nach seiner Verhaftung im November 2023 hatte man ihn unter Druck gesetzt, Anschuldigungen gegen die Bischöfe des Landes zu erheben, was er verweigerte. Am 30. Dezember 2024 wurde Henryk Okolowitsch vom Regionalgericht Minsk in einer nicht öffentlichen Verhandlung wegen Verrats zu 11 Jahren Haft verurteilt. Ihm wurde zur Last gelegt, er hätte Informationen über Flugzeuge auf einer Militärbasis in der Nähe seiner Pfarre ins Ausland weitergegeben. Die Kirche und insbesondere die Priester der Spionage zu bezichtigen, ist Teil der Strategie des Regimes. Dies berichtete ein religiöser Leiter, der Belarus verlassen hat, gegenüber Forum 18: „Der KGB hat ein Ziel: Feinde finden. Das Regime braucht externe Feinde“.

 

Die Aktivitäten des KGB, der in Belarus seinen Namen aus der Ära der Sowjetunion beibehalten hat, sind offensichtlich Teil eines Programms zur Durchsetzung der Politik des Regimes unter anderem auch im Bereich der Religion. „Ziel des KGB ist es, jede Bedrohung des Regimes zu erkennen und auszuschalten“, erklärte ein Beobachter der religiösen Angelegenheiten gegenüber Forum 18. „Der KGB hat keine spezielle Religionspolitik und behandelt Pfarren und Religionsgemeinschaften gleich wie Unternehmen oder jede andere Organisation.“

KGB Beamte versuchen, religiöse Leiter unter Druck zu setzen, Erklärungen zur Zusammenarbeit zu unterschreiben und zwingen sie, regelmäßig an Treffen teilzunehmen, bei denen ihnen Aufgaben zugeteilt werden. Besonderes Interesse hat der KGB an Leitern, die in Polen oder in der Ukraine studiert oder Beziehungen in diese Länder oder zu Regimegegnern im Ausland haben.

KGB Beamte üben auch massiven Druck aus, um Informanten innerhalb der Religionsgemeinschaften anzuwerben, die über für den KGB interessante Entwicklungen berichten. Diese Informanten nehmen heimlich Predigten und Gespräche im Rahmen von Gottesdiensten auf und informieren den KGB, wenn sie glauben, dass die Aufzeichnungen  für den KGB Besorgnis erregende Aussagen enthalten. Daraufhin werden die betroffenen Leiter vom KGB vorgeladen und befragt, warum sie bestimmte Aussagen gemacht haben.

Ein betroffener Leiter berichtete, dass er vorgeladen wurde und ihm die Beamten erklärten, alles über ihn zu wissen und bestätigt, dass sie ihn mit Fakten konfrontierten, die sie nur von Informanten haben konnten.

Der KGB kann auch Leiter unter Druck setzen, Mitglieder, die als Angehörige der Opposition betrachtet werden, zum Verlassen der Gemeinschaft zu veranlassen oder sie aus leitenden Funktionen zu entfernen. Ein Betroffener berichtete gegenüber Forum 18, dass die Beamten einen Priester vorgeladen und aufgefordert hätten, ihn aus einer Rolle in der Pfarre zu entfernen. Der Priester hätte sich geweigert, sich aber verpflichtet gefühlt, ihn zu ersuchen, sich freiwillig aus der Funktion zurückzuziehen, was er getan hätte.

Quelle: Forum 18, Oslo (Bericht vom 31. Oktober 2025)

Deutsche Fassung: Arbeitskreis Religionsfreiheit der EAÖ