05.06.2020

Deutschland: Kritik an geplantem Großbordell in Berlin

„Schlag ins Gesicht“ - Verwaltungsgericht wies Klage gegen den Neubau nun zurück

Berlin (idea) – Der geplante Bau eines neuen Großbordells im Berliner Stadtteil Charlottenburg sorgt für Kritik. Aktuelle Pläne sehen ein sechsstöckiges Gebäude mit bis zu 93 Zimmern auf 4.000 Quadratmetern vor. Rückenwind erhielt das Vorhaben zuletzt durch das Berliner Verwaltungsgericht, das eine Klage gegen den geplanten Bau durch den Eigentümer des benachbarten Grundstücks zurückwies. So sei nicht erkennbar, dass die von dem geplanten Bordell ausgehenden Nachteile und Belästigungen, beispielsweise Verkehrslärm und „milieubedingte Unruhe“, die „Schwelle der Rücksichtslosigkeit“ erreichten.

Heimowski: Liberale Gesetzgebung machte Deutschland zum „Bordell Europas“

Auf Kritik stößt die Entscheidung beim Beauftragten der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz der Bundesregierung und des Bundestags, Uwe Heimowski (Berlin). Wie er der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte, muss – statt neue Großbordelle zu schaffen – vielmehr alles dafür getan werden, Opfer zu schützen und Frauen den Ausstieg aus der Prostitution zu ermöglichen. So handele es sich bei käuflicher Sexarbeit nicht um eine Dienstleistung wie jede andere, sondern sie verletze die Würde der Frau. „Wenn Zwang im Spiel ist, und das ist nach Schätzungen von Experten bei bis zu 90 Prozent der Frauen der Fall, dann liegt eine schwere Menschenrechtsverletzung vor“, so Heimowski. Deutschlands liberale Gesetzgebung, das Prostitutionsgesetz von 2002, habe das Land jedoch zum „Bordell Europas“ werden lassen. Die katholische Ordensfrau und Vorsitzende der internationalen Frauenhilfsorganisation SOLWODI, Lea Ackermann (Boppard), bezeichnete das Urteil des Verwaltungsgerichts als „Schlag ins Gesicht“. Wie sie in einer Mitteilung schreibt, zeigt die Entscheidung, wie leicht es hierzulande sei, „Bordelle selbst von einer solchen Dimension“ zu eröffnen. „Politik und Verwaltung müssen aufwachen und alle Maßnahmen ergreifen, die dieses Projekt noch verhindern“, so Ackermann. So hätten Länder wie Schweden oder Frankreich mit der Einführung eines Sexkaufverbots bereits gute Ergebnisse erzielt. SOLWODI setzt sich seit 35 Jahren für ein Verbot der Prostitution ein.