10.03.2021

Deutschland: Bremens Linke stellt Kleine Anfrage zu „evangelikalen Strömungen“

Senat soll über Gemeinden und Einrichtungen Auskunft geben

Bremen (IDEA)/10.3.2021 – Die Fraktion der Linkspartei in der Bremer Bürgerschaft (Landtag) hat eine Kleine Anfrage mit dem Titel „Wie breit sind evangelikale Strömungen in Bremen vertreten, wie radikal sind sie und welchen Einfluss haben sie?“ eingebracht. In dem Text wird der Senat (Landesregierung) aufgefordert, Fragen zu beantworten wie: „Wie viele Kirchengemeinden, Freikirchen und ggf. Bibelkreise im Land Bremen orientieren sich an dieser Glaubensrichtung und welche sind das?“, „Welche Informationen liegen über gezielte Versuche der missionarischen Einflussnahme durch Evangelikale in staatliche Schulen vor?“ und „Gibt es Kenntnisse von Verbindungen radikaler evangelikaler Christen mit der ,Querdenker‘-Bewegung in Bremen?“ Darüber hinaus verlangen die Linken Auskunft über die Finanzierung von evangelikalen Schulen, Kindergärten und Sozialwerken in dem Stadtstaat. Außerdem fragen sie, ob die Landesregierung „Kenntnisse über psychische Probleme und gezieltes Mobbing“ von Aussteigern aus evangelikalen Gemeinden habe und ob es Unterstützungsangebote gebe, „für Menschen, die sich aus radikalen evangelikalen Zusammenhängen lösen wollen“. 

„Verschränkungen zwischen Evangelikalen und Rechten“

Als Grund für die Anfrage nennt die Linksfraktion unter anderem die öffentliche Diskussion über das Gerichtsverfahren gegen den Pastor der St.-Martini-Gemeinde in Bremen, Olaf Latzel. Er war im November 2020 vom Amtsgericht Bremen nach umstrittenen Aussagen zu Homosexualität wegen Volksverhetzung verurteilt worden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, da Latzel dagegen Berufung eingelegt hat. Ein weiterer Anlass seien Vorwürfe gegen Lehrer der Freien Evangelischen Bekenntnisschule in Bremen. Sie sollen in den Jahren 2015 und 2016 einen transsexuellen Schüler schikaniert haben. Die Schule hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Außerdem schreiben die Linken-Abgeordneten in der Anfrage, bundesweit seien „zunehmend Verschränkungen zwischen extremer Rechten und evangelikaler Strömung aufgefallen“. Der „inhaltliche Kitt zwischen diesen beiden Milieus“ seien „Homo- und Islamphobie, die Ablehnung einer modernen Genderforschung und -politik sowie Abtreibungsfeindschaft“. 

Bergmann: Christen sollen diskreditiert werden

Die Bremer FDP-Landtagsabgeordnete Birgit Bergmann übte gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA scharfe Kritik an der Anfrage der Linksfraktion. Sie enthalte viele Mutmaßungen und zeuge „gleichzeitig von einer großen Unkenntnis in der Sache“. So sei den Autoren des Papiers offenbar nicht bewusst, dass der Begriff „evangelikal“ in Deutschland – anders als in den USA – keine politische, sondern eine theologische Bezeichnung sei. Weiter sagte Bergmann, der Text sei ein Versuch, christliche Gruppierungen durch Unterstellungen zu diskreditieren, „nur weil ihre Lebensausrichtung und Haltung linker Gesinnung nicht passen“. In Bremen werden Kleine Anfragen nicht in der Bürgerschaft diskutiert, sondern nur vom Senat schriftlich beantwortet.