15.01.2020
Deutschland: Asylantrag eines Konvertiten wird neu geprüft
Bayerischer Innenminister: Joachim Herrmann (CSU) sieht „besondere Umstände“ im Fall des Iraners
München/Bayreuth (idea) – Gute Nachricht für einen zum Christentum konvertierten ehemaligen Muslim: Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat die Abschiebung des abgelehnten iranischen Asylbewerbers Yosef X. (Name geändert) aus Schwarzenbach am Wald (Oberfranken) vorläufig ausgesetzt. Der Asylantrag werde erneut geprüft, so Herrmann in einem Schreiben an den früheren Beauftragten der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz des Bundestages und der Bundesregierung, Wolfgang Baake (Wetzlar), der sich an Herrmann gewandt hatte. Das Schreiben liegt der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) vor. Der Innenminister begründete seine Entscheidung darin mit den „besonderen Umständen des Falles“. Zum Hintergrund: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sah in der Hinwendung von Yosef X. zum Christentum asyltaktische Gründe, obwohl er sich in der pfingstkirchlichen Freien Christengemeinde Bayreuth stark engagierte. Er galt als integriert. Im September 2019 stellt er einen Folgeantrag auf Asyl. Mitten in der Anhörung beim BAMF wurde er festgenommen und kam in Abschiebehaft. Unter anderen engagierten sich der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München) und Regionalbischöfin Dorothea Greiner (Bayreuth) sowie der Pressesprecher des FDP-Kreisverbandes Hof, der freiberuflich tätige Theologe Alexander Bischoff, für den Christen. Am Frankfurter Flughafen konnte Ende November in letzter Minute seine Abschiebung in den Iran verhindert werden. Yosef X. wurde aus der Abschiebehaft entlassen und nach Bamberg ins Ankerzentrum gebracht.
Regionalbischöfin fordert religionssensiblen Umgang mit Konvertiten
Greiner begrüßte auf idea-Anfrage die Entscheidung des Innenministers, den Antrag erneut prüfen zu lassen. Es bestehe, so Greiner, kein Zweifel daran, dass der christliche Glaube für Yosef X. „identitätsprägend“ sei: „Ehemalige Muslime, die ihren christlichen Glauben aktiv und in der Öffentlichkeit leben, sind im Iran gefährdet.“ Bei Asylentscheiden fordert Greiner von Behörden einen „religionssensiblen Umgang“. Aussagen von Kirchenvertretern zum christlichen Engagement von Konvertiten müssten dabei berücksichtigt werden. Das erwarte sie nun auch bei der erneuten Prüfung des Asylantrages von Yosef X. Greiner zufolge sind inzwischen die Mitarbeiter des BAMF angewiesen, Stellungnahmen der Kirchen bei Asylverfahren einzubeziehen: „Das ist ein Fortschritt. Einem Glaubensübertritt, wenn er verlässlich und treu gelebt wird, muss Rechnung getragen werden.“ Niemand könne in das Herz eines Menschen schauen: „Aber ein gelebter Glaube ist wahrnehmbar.“ Laut Greiner lebt Yosef X. derzeit im Bamberger Umland. Er werde von der evangelisch-lutherischen Gemeinde Hirschaid-Buttenheim und den örtlichen Pfarrern sowie einer Mitarbeiterin der Kirche, Anna Westermann, betreut. „Ich hoffe, dass wir uns bald im internationalen Gottesdienst in Bayreuth wiedersehen“, so Greiner.