08.02.2004
SUDAN / VATIKAN
Sudan: Die Menschen müssen erst wieder lernen, was Frieden ist<br />Neue Herausforderungen für die Kirche nach 20 Kriegsjahren: Versiebenfachung der Katholiken in der Diözese Khartum: von 120.000 auf 900.000 in 20 Jahren
SUDAN / VATIKAN
Sudan: Die Menschen müssen erst wieder lernen, was Frieden ist
Neue Herausforderungen für die Kirche nach 20 Kriegsjahren: Versiebenfachung der Katholiken in der Diözese Khartum: von 120.000 auf 900.000 in 20 Jahren
VATIKAN/KHARTUM, 9. Februar 2004 (ZENIT.org).- "Der Friede stellt die Kirche neuen Herausforderungen gegenüber", meinen Missionare mit langjähriger Erfahrung im Sudan im Gespräch mit der vatikanischen Missionsnachrichtenagentur Fides.
"Wenn alles gut geht, dann werden die Regierung und die Guerillaeinheiten in den kommenden Monaten ein Friedensabkommen unterzeichnen, das einen 20-jährigen Krieg beenden wird. Wenn es Frieden geben wird, dann werden Hunderttausende oder vielleicht auch Millionen Flüchtlinge wieder in ihre Heimat zurückkehren".
"Humanitäre Hilfswerke sprechen bereits von einem Exodus von biblischen Ausmaßen. Diese Menschen werden in Dörfer zurückkehren, in denen es nichts mehr gibt; der Krieg hat die Entwicklung im Südsudan nicht nur zum Stillstand gebracht, sondern auch diese Gegend um Hunderte von Jahren in die Vergangenheit zurückversetzt", meinen die Missionare.
"Deshalb muss die internationale Staatengemeinschaft sofort handeln, damit diesen Menschen eine würdige Rückkehr gewährleistet werden kann. Die Kirche, die bereits in weiten Teilen des Südens die Rolle staatlicher Einrichtungen übernimmt, wird versuchen, materielle und geistliche Hilfe zu leisten", bekräftigen sie.
"Auf geistlicher Ebene steht die Kirche vor allem der Herausforderung gegenüber, dass der Friede in die Herzen der Menschen zurückkehren soll. Ein Großteil der Einwohner des Südens sind noch keine 15 Jahre alt und wissen nicht, was Frieden ist. Ich kann mich erinnern, dass ein Junge mich fragte: "Pater, was bedeutet Frieden? Eine Pause zwischen zwei Gefechten?!", erklärt ein Missionar.
Während der Jahre des Kriegs haben verschiedene christliche Konfessionen den Menschen im Südsudan gemeinsam geholfen: "Es hat sich eine tiefe Zusammenarbeit zwischen den Schwesterkirchen und vor allem mit der protestantischen Kirchen entwickelt", bekräftigen die Missionare.
Durch die Präsenz zahlreicher christlicher Flüchtlinge in den vorwiegend von Muslimen bewohnten nördlichen Landesteilen ist eine neue Situation entstanden. "Die Kirche hat nunmehr auch im Norden ihre Wurzeln", so die Missionare. "Nicht nur Katholiken, sondern auch orthodoxe und protestantische Gläubige verändern das soziale und religiöse Panorama in der Umgebung der sudanesischen Hauptstadt Khartum.
Wo es früher nur wenige Christen gab, ist die Zahl der christlichen Gemeinden heute kräftig gestiegen", berichten die Missionare. Ein Beispiel ist die Diözese Khartum, in der in den Achtziger Jahren rund 120.000 Katholiken lebten. Im Jahr 1999 waren es 900.000 – mehr als sieben Mal so viele in knapp zwanzig Jahren.
"Auch Papst Johannes Paul II. hat die Christen im Sudan ermutigen und ein Zeichen der Hoffnung setzen wollen, indem er dem Erzbischof von Khartum, Gabriel Zubeir Wako, die Kardinalswürde verliehen hat.", urteilen die Missionare abschließend. ZG04020908