12.05.2004
NIGERIA
Konflikt wird von der katholischen Kirche als "Krieg zwischen den Armen" gesehen. Beim Zusammenstoß geht es nicht um Religion, erklärt der Präsident der Bischofskonferenz
NIGERIA
Konflikt wird von der katholischen Kirche als "Krieg zwischen den Armen" gesehen. Beim Zusammenstoß geht es nicht um Religion, erklärt der Präsident der Bischofskonferenz
LAGOS, Nigeria, 13. Mai 2004 (ZENIT.org). - Die Zusammenstöße, die letzte Woche die Stadt Yelwa erschütterten, waren das Ergebnis politisch-wirtschaftlicher Spannungen und nicht religiöser Differenzen, erklärt der Präsident der nigerianischen Bischofskonferenz. "Es ist zu stark vereinfacht, wenn man diese Konfrontation als einen "Religionskonflikt" beschreibt", erklärte Erzbischof von Abuja, John Onaiyekan, gegenüber der Nachrichtenagentur des Missionary Service Agency (MISNA). Die Gewalt hat in der Provinz Jos im Staat von Plateau mehr als 200 Tote zurückgelassen, erklärten die Verantwortlichen. "Es war ein Krieg zwischen den Armen, und das wirkliche Problem ist nicht religiös, sondern politisch-wirtschaftlich motiviert", sagte er. "Es gibt ethnische Gruppen, die aus anderen Gebieten gekommen sind und sich später in dem Gebiet von Jos angesiedelt haben, die aber noch immer als Fremde angesehen werden." Der Bundesstaat Plateau, einer von 36 in Nigeria, ist in erster Linie von Bauern bewohnt, deren extremistische Randgruppe die nomadischen Hirten der ethnischen Gruppe der Fulani als "Kolonialisten" sieht, mit denen sie um die Nutzung des Landes streiten. Die Toten waren das Ergebnis von Zusammenstößen in Yelwa zwischen bewaffneten Gruppen der Tarok, einer ethnischen Gruppe von sesshaften christlichen Bauern, und der Fulani, den islamischen nomadischen Hirten.
Laut dem Pfarrer von Yelwa, brach der Konflikt am 2. Mai aus, als bewaffnete Gruppen von Jugendlichen der Fulani eine kleine Nachbarstadt betraten, die hauptsächlich von den Tarok bewohnt wird. Als sie ankamen, gingen die Hirten zu einer der Kirchen und läuteten die Glocke, um die Gläubigen zusammenzurufen. Sobald einige der Jugendlichen Tarok aus ihren Häusern kamen, eröffneten die Fulani das Feuer. Die aus der Stadt vertriebenen Fulani zogen sich, gefolgt von einer Gruppe Tarok, nach Yelwa zurück. Die Tarok, so wird berichtet, hatten nur auf einen Vorwand gewartet, Yelwa anzugreifen, wo in den letzten Monaten die Bauern nach blutigen Zusammenstößen mit den Fulani hinausgeworfen worden waren.
Laut Erzbischof Onaiyekan, ist das, "was vorgefallen ist, kein Einzelfall. Es komme auch in vielen Teilen Nigerias vor." Solche Vorfälle "sind ein neueres Phänomen", fügte er hinzu. "Über viele Jahre, haben Gemeinschaften verschiedener ethnischer Gruppen und Religion friedlich zusammengelebt." "Ich denke, dass die Regierung zumindest etwas an Verantwortung für das Durcheinander in unserem Land trägt, und besonders auf lokaler Ebene, weder die Menschen vertritt, noch in der Lage ist, erfolgreich einzuschreiten, wenn es zu Vorfällen wie im Bundesstaat von Plateau kommt", sagte der Erzbischof.
Monsignore Onaiyekan erklärte, dass in Nigeria zum Beispiel "die Ibo und die Yoruba, Eingeborene der südlichen Gebiete des Landes, sogar nach mehreren Generationen im Norden noch immer als "Fremde" betrachtet werden." Darum "fordern wir Bischöfe, dass die Bedeutung der nigerianischen Staatsbürgerschaft definiert werde, so dass jeder seinen Wohnsitz frei wählen kann", erklärte er. Der Erzbischof sagte, dass im dem ethnisch-sozialen Gewirr Nigerias, man die "typischen und uralten Rivalitäten zwischen den sesshaften Familien und den nomadischen Rinderhändlern" in Betracht ziehen müsse. "Eine Kuh, die das Anbauland eines Bauern betritt und die Ernte beschädigt, kann zum Kriegsgrund werden", hielt er fest.
Die katholische Kirche in Nigeria hat örtliche Nachrichtenberichte über angebliche "christliche Milizen", welche die Angriffe auf die moslemische Gemeinde in Yelwa organisiert hätten, bestritten. ZG04051307