01.04.2007

Deutschland: Religiös verletzende Werbung nach Werberat sehr selten

B e r l i n (idea) –Stand: 20.03.2007 (14:21) Die Verletzung religiöser Gefühle in der Werbung
ist zur „extremen Ausnahme“ geworden. Das erklärte der Pressesprecher des Deutschen
Werberats, Volker Nickel (Berlin), bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2006 am 20. März
gegenüber idea.
Nach seinen Angaben tadelte der Werberat aus diesem Grund nur in einem Fall eine Kampagne,
die auf heftige Proteste gestoßen war. Es handelte sich um eine ganzseitige Zeitschriftenanzeige
des Musiksenders MTV. Der Sender hatte unter der Überschrift „Lachen statt rumhängen“ für
den Start seiner Zeichentrickserie Popetown (Papststadt) geworben, die das Leben im Vatikan
karikiert. In der Anzeige war ein leeres Kreuz auf einem Hügel zu sehen. Im Vordergrund sitzt
ein lachender Christus mit Dornenkrone und Fernbedienung vor einem TV-Gerät. MTV zog die
Werbung zurück. „Der kalkulierte Erfolg für die Sendefolge blieb aus“, so der Werberat. Im
vorigen Jahr gingen 1.116 Proteste gegen anstößige Werbung ein. Das waren zwar deutlich
mehr als 2005 (788), allerdings richteten sich allein 490 Protestbriefe gegen die Werbung einer
Rundfunkzeitschrift. In der Anzeige war eine Afrikanerin in Stammesbekleidung auf dem Schoß
eines hellhäutigen Geschäftsmannes zu sehen. In den Protestschreiben wurde die Werbung als
rassistisch gebrandmarkt. Nachdem der Werberat den Verlag mit den Vorwürfen konfrontiert
hatte, zog dieser die Anzeige zurück.
63 Beanstandungen, zwei Rügen
Die Kritik der Bürger richtete sich vor allem gegen Werbung, die nach ihrer Meinung Frauen
herabwürdigt. Bei rund einem Viertel der kritisierten Fälle teilte der Werberat die Kritik. Dies
betraf etwa die Plakataktion eines Mobilfunkanbieters, der im Blick auf seine Preise mit dem
Slogan warb „Noch billiger zu haben als Frau Schmidt aus der Buchhaltung“. Weitere Proteste
richteten sich vor allem gegen Gewaltdarstellungen, die Gefährdung von Kindern oder die
Diskriminierung von Personengruppen. Der Werberat beanstandete 63 Werbemaßnahmen im
vergangenen Jahr. In 61 Fällen stellten die Unternehmen die Werbung ein oder änderten sie ab.
In zwei Fällen sprach der Werberat wegen Frauendiskriminierung Rügen aus. Das 1972
gegründete Gremium versteht sich als Schiedsrichter zwischen werbenden Unternehmen und
umworbenen Verbrauchern. Getragen wird der Werberat vom Zentralverband der Deutschen
Werbewirtschaft.