06.12.2007
Türkei: Christen im Tur Abdin mehr Aufmerksamkeit schenken
IGFM - Sorge um Mönche und Sicherheit im Tur Abdin – EU-Fokus auf Kulturerbe der
Menschheit angebracht
Frankfurt/M. (29. November 2007) - Die Entführung des syrisch-orthodoxen Mönchs Daniel
Savki am 28. November 2007 ist nach Meinung der Internationalen Gesellschaft für
Menschenrechte (IGFM) möglicherweise eine Folge mangelnder Umsetzung eines
Sicherheitserlasses des türkischen Innenministeriums vom 19. Juni 2007, wonach die
Provinzgouverneure aufgefordert wurden, der Situation der bedrohten Christen mehr
Aufmerksamkeit zu schenken. Gerade im Tur Abdin, im Südosten der Türkei, häuften sich zuvor
nicht nur Meldungen von gewalttätigen Übergriffen gegen Christen und von Enteignungen von
Privatgut der dort seit der Antike ansässigen Christen und Kirchen, sondern der Gouverneur der
Provinzstadt Midyat hatte vor zehn Jahren verfügt, dass die Christen in ihren Schulen nicht mehr
Aramäisch – Basis der alten Kirchensprache - lehren dürften. Die IGFM fordert die EU auf, ihren
Fokus mehr auf die Lage der Christen im Tur Abdin zu richten.
Am Nachmittag des 28. November 2007 wurde der 55jährige syrisch-orthodoxe Priester Daniel
Savci in der Nähe der Stadt Midyat (Südost-Türkei) von Unbekannten entführt. Der Mönch aus
dem Kloster Mor Yakub wurde auf der Rückfahrt dorthin aus dem Auto gezerrt und verschleppt.
Die Entführer meldeten sich per Handy des Entführten bei Bischof Samuel Aktas vom Haupt-
Kloster Mar Gabriel, verlangten 300.000 Euro Lösegeld und drohten mit der Ermordung der
Geisel. Es ist unklar, ob es sich um Kriminelle oder Täter mit einem politischen
christenfeindlichen Hintergrund handelt. Eine IGFM-Delegation war Daniel Savci bei einer Tur
Abdin-Reise im September 2003 begegnet. Die IGFM appelliert an die türkischen Behörden,
alles für die Freilassung des Mönches zu tun.
In den Klöstern dieser urchristlichen antiken Region gibt es noch knapp 20 Mönche, zwei
syrisch-orthodoxe Bischöfe und etwa 2500 assyrische Christen. Zehntausende Christen sind unter
dem Druck von Verfolgung und Bedrohung in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts nach
Europa und Übersee ausgewandert.
Die IGFM fordert erneut die EU-Kommission auf, sich nach dem ernüchternden
Fortschrittsbericht „Türkei“ vom 6. November 2007, der keine grundlegenden Verbesserungen
in der Religionsfreiheit feststellt, sich für die Aufhebung des 10 Jahre alten offiziellen
Aramäisch-Unterrichtsverbot im Tur Abdin und sich gegen die staatliche Konfiszierung von
Wald-, Weideland und Friedhöfen der dortigen Christen einzusetzen. So wurde z.B. im vergangenen Jahr ein 101 Hektar großes Kirchen-Grundstück im Dorf Bardakci enteignet und
der Friedhof im Ort Dargecit auf die Staatskasse überschrieben.
Wie Bischof Samuel Aktas vom Kloster Mar Gabriel betont, gehört der Tur Abdin zum
gemeinsamen Erbe für die Christen und die gesamte Menschheit. Hier ist ein besonderer
EU-Fokus angebracht, so die IGFM.
Weitere Infos unter www.menschenrechte.de