06.12.2007

Türkei: Türkische Nationalisten wollen Filme über Armenier verhindern

Historiker aus Erzurum will E-Mail-Kampagne starten, um Mel Gibson von Übernahme einer Hauptrolle abzuhalten

Türkei: Türkische Nationalisten wollen Filme über Armenier verhindern

Historiker aus Erzurum will E-Mail-Kampagne starten, um Mel Gibson von Übernahme einer Hauptrolle abzuhalten

Ankara/Turkei, 28.11.2007 (KAP) Eine ultranationalistische türkische Stiftung hat eine
E-Mail-Kampagne gestartet, um den Schauspieler Mel Gibson davon abzuhalten, eine Rolle in
einem Film über den Völkermord an den Armeniern im Ersten Weltkrieg zu übernehmen. Das
berichtete die türkische Zeitung "Zaman" am 27. November in ihrer Internetausgabe.
Drahtzieher der Kampagne ist der in Erzurum lehrende Historiker Savas Egilmez (der nach
Angaben von Freunden unter seinem christlichen Vornamen leidet). Egilmez rühmt sich, mit
einer ähnlichen E-Mail-Kampagne Sylvester Stallone von der Idee abgebracht zu haben, in einer
Verfilmung des Romans "Die 40 Tage des Musa Dagh" des österreichischen Schriftstellers Franz
Werfel mitzuwirken.
Der Völkermord an den Armeniern ab 1914/1915 wurde vom "Komitee für Einheit und
Fortschritt" (Ittihad ve Terakki), das damals die kaiserlich-osmanische Regierung stellte,
bürokratisch durchgeplant.
Über Beschluss des Zentralkomitees der Ittihadisten wurde eine "Spezialorganisation"
(Teskilat-i-Mahsusa) gegründet, die von manchen Historikern als Vorbild der deutschen SS
gesehen wird. Auf das Konto der "Spezialorganisation" gingen viele der rund 1,5 Millionen
Opfer des Völkermords.
Stallone soll noch nicht endgültig auf die Verfilmung der "40 Tage des Musa Dagh" verzichtet
haben. Er sei sich wohl bewusst, dass das Vorhaben "politisch ein heisses Eisen" sei, meinte
Stallone: "Die offizielle Türkei hat das Thema 85 Jahre lang totgeschwiegen". Franz Werfel hatte
den Romanstoff gefunden, als er sich 1929 in Damaskus
aufhielt: "Das Jammerbild halbverhungerter Flüchtlingskinder, die in einer Teppichfabrik
arbeiteten, gab den entscheidenden Anstoss, das unfassbare Schicksal des armenischen Volkes
dem Totenreich alles Geschehenen zu entreissen".
Das Buch spielt im Jahr 1915, als die ittihadistische ("jungtürkische") Regierung um das
"Triumvirat" Enver Pascha, Talat Pascha und Cemal Pascha die Vernichtung der Armenier im
ganzen Osmanischen Reich ins Werk setzte. Werfel bediente sich auch der Aufzeichnungen des
deutschen Pastors Johannes Lepsius, der in Konstantinopel das Gespräch mit Enver Pascha
gesucht hatte. "Zwischen dem Menschen und den Pestbazillen gibt es keinen Frieden", sagte
Enver, als ihm der deutsche Pastor nahelegte, von den "Massnahmen" gegen die Armenier
abzusehen.
Helden des Buches sind die 5.000 Armenier, die sich auf dem Gipfel des 1.281 Meter hohen
Mosesberges (Musa Dagh) zwischen Antiochien und dem Mittelmeer verschanzen und
wochenlang dort Angriffe der Armee, der Gendarmerie und der "Spezialorganisation" abwehren,
bis schliesslich französische Schiffe zur Rettung kommen.
Quelle: Katholische Nachrichtenagentur Kathpress, Wien/Österreich. Eine Partneragentur von
APD Schweiz.