06.12.2007

Türkei: Wieder Streit um Patriarchats-Besitz

Auf der Insel Chalki will das lokale Forstamt die Renovierung von Nebengebäuden einer orthodoxen Kirche verhindern

Türkei: Wieder Streit um Patriarchats-Besitz

Auf der Insel Chalki will das lokale Forstamt die Renovierung von Nebengebäuden einer orthodoxen Kirche verhindern

 

Istanbul/Türkei, 15.11.2007 (KAP) In einem Streit zwischen dem orthodoxen Patriarchat von
Konstantinopel und dem Forstamt der Marmara-Insel Chalki haben die Förster zur Axt gegriffen.
Wie die türkische Presse am 15. November berichtete, geht es um drei verfallene Nebengebäude
der Spyridon-Kirche, die auf der südlichen Spitze der Insel liegt.
Das örtliche Forstamt hatte Einspruch gegen Renovierungsarbeiten erhoben, die das Patriarchat
dort begonnen hatte. Als die Arbeiten fortgesetzt wurden, entsandte das Forstamt einen Trupp
von Forstarbeitern, um die Gebäude einzureißen. Auf Einspruch des Patriarchats intervenierte
schließlich der Bezirkshauptmann und stoppte bis zur Klärung des Streits sowohl den Abriss als
auch die Renovierung.
Das Forstamt bestreitet den Besitzanspruch des Patriarchats auf die drei Nebengebäude. Es will
geltend machen, dass die Immobilien in den dreißiger Jahren in den Besitz des Staates
übergegangen seien; die Eigentumsdokumente des Patriarchats seien "gefälscht". Das Patriarchat
vertritt die Ansicht, dass die Bauten zu der 1868 - in der "Tanzimat"-Epoche - erbauten
Spyridon-Kirche gehören, die heute keine Gemeinde mehr hat und allmählich verfällt. Die Kirche
liegt auf derselben Insel wie das orthodoxe Priesterseminar von Chalki (mit der angeschlossenen
Theologischen Hochschule), das seit 1972 keine Priester mehr ausbilden darf.
Die christlichen Kirchen in der Türkei unterliegen seit der kemalistischen Machtergreifung - zum
Unterschied von der spätosmanischen "Tanzimat"-Epoche - bei der Verwaltung ihrer Immobilien
strengen Vorschriften und Genehmigungsverfahren des Staates. Nach Zahlen der zuständigen
Behörde, die in diesem Monat veröffentlicht wurden, besitzen christliche und jüdische
Religionsgemeinschaften in der Türkei landesweit rund 2.200 Immobilien (vor 1914 wird die
Zahl der Immobilien im Besitz christlicher Kirchen auf mindestens 50.000 geschätzt). Für
Umbauten, Renovierungen und Nutzung sind jeweils gesonderte Genehmigungen einzuholen,
deren Erteilung sich oft so lange verzögert, bis die Gebäude verfallen.
Quelle: Katholische Nachrichtenagentur Kathpress, Wien/Österreich