27.12.2007
Türkei: Mönch bezweifelt kriminelles Motiv seiner Entführung
Ankara/Türkei, 12.12.2007 (KAP) Der syrisch-orthodoxe Mönchspriester Daniel Savci, der im
Tur Abdin im Südosten der Türkei zwei Tage lang verschleppt war, hat Zweifel daran geäußert,
dass es sich bei seinen Entführern um gewöhnliche Kriminelle gehandelt habe. Im Gespräch mit
türkischen Journalisten sagte der Mönchspriester, die bislang unbekannten Entführer hätten ein
G3-Schnellfeuergewehr besessen, wie es in der türkischen Armee verwendet wird.
Als er dies beim Polizeiverhör nach seiner Freilassung berichtete, hätten ihm die Beamten
gesagt, er habe sich getäuscht. "Ich habe selbst Wehrdienst geleistet und dieses Gewehr 15
Monate lang über der Schulter getragen", sagte P. Daniel Savci. Ein Irrtum sei ausgeschlossen.
Stutzig macht den Mönch auch, dass die Entführer zwar unter sich das ortsübliche Kurdisch
sprachen, am Telefon mit einem offenbar ranghöheren Komplizen aber plötzlich in lupenreines
Türkisch wechselten. "So gut spricht kein Dörfler in dieser Gegend Türkisch", sagte der Mönch.
Ungereimtheiten gibt es auch um das Auto der Entführer, das nach Savcis Erinnerung rot war,
nach Angaben der Polizei aber blau. Die Polizisten hätten ihm einreden wollen, dass der Wagen
blau war, meinte der Mönchspriester: "Aber ich habe das Auto mit eigenen Augen gesehen, ich
bin ganz sicher, dass es rot war".
Dass es sich bei seiner Entführung um das Werk eines militärischen Dienstes gehandelt habe,
glaube er zwar nicht, sagte P. Savci auf eine entsprechende Frage. Dafür seien die Entführer zu
tölpelhaft aufgetreten. Wie die Männer an das G3-Gewehr gekommen seien, bleibe ihm aber ein
Rätsel.
Verstrickung von Funktionären
Die türkischen Medien widmen den Erlebnissen des syrisch-orthodoxen Mönchs breiten Raum,
weil in jüngster Zeit viele Hinweise auf eine Verstrickung von Funktionären der Sicherheitsund
Justizbehörden in die Morde an dem armenischen Journalisten Hrant Dink und an drei
Protestanten im osttürkischen Malatya ans Tageslicht gekommen waren.
In der in der Türkei intensiv geführten öffentlichen Auseinandersetzung über den sogenannten
"tiefen Staat" spielen die dramatischen Bluttaten eine wichtige Rolle.
P. Savci war Ende November auf einer Landstraße zwischen seinem Kloster und dem nächsten
Dorf von Unbekannten verschleppt worden.
Nach zweitägiger Gefangenschaft in einem Viehstall wurde er vom Besitzer freigelassen, der
offenbar mit den Entführern bekannt war, die Tat aber nicht billigte.
Quelle: Katholische Presseagentur Kathpress (KAP), Wien/Österreich