31.12.2007

China: Führung umwirbt die großen Religionen


Peking/China, 21.12.2007 (Die Welt) Chinas Kommunistische Partei wirbt um die
Unterstützung der offiziellen Kirchen und großen Religionen. Das Parteiorgan "Volkszeitung"
zitierte Parteichef Hu Jintao mit den Worten, dass die Hilfe der Religionen für den Aufbau einer
harmonischen Gesellschaft willkommen sei und die Partei ihre "Politik der Religionsfreiheit
vollständig umsetzen" und sich dabei an Recht und Gesetz halten werde. Hu hatte mit seinem
Politbüro speziell die Frage der Religionen in China diskutiert. Ziel der Religionspolitik der
Partei sei, "Gläubige und Nichtgläubige zusammenzubringen, damit sie gemeinsam ihre
Beiträge für den wirtschaftlichen und sozialen Aufbau leisten können".
Vertreter der offiziellen Kirchen begrüßten die Rede Hus. Er setze erstmals Gläubige und
Nichtgläubige gleich, sagte der Vizevorsitzende der offiziellen katholischen Vereinigung
Chinas, Liu Bainian, der WELT. Liu sieht in Hus Rede kurz vor Weihnachten ein Signal
Pekings an den Vatikan zur weiteren Annäherung. Diese hänge vor allem von der Aufkündigung
der diplomatischen Beziehungen des Vatikans mit Taiwan ab, nachdem sich der Streit zwischen
Peking und dem Papst um das Recht auf Bischofsernennungen jüngst entspannt hat. Kirchenrat
Yu Xinli von der offiziellen evangelischen Kirche nannte Hus Rede eine "große Ermunterung
für uns", weil er sich in seiner Funktion als Parteichef zur Religionsfreiheit und zur Beachtung
der Gesetze geäußert habe. "Hu setzt für die Parteifunktionäre auf der lokalen Ebene einen
Standard für den Umgang mit den Gläubigen." Pekings Umarmung der Religionen geht aber
nicht so weit, unabhängige Kirchen zu tolerieren oder die Verfolgung von Untergrundbischöfen
zu stoppen. Hu erwartet, dass "religiöse Führer und Gläubige aktiv die Führung der
Kommunistischen Partei und das sozialistische System begrüßen und unterstützen". Ein
Mitarbeiter des 73-jährigen papsttreuen Bischofs Jia Zhiguo von der Diözese Zhengding sagte,
dass der seit fast vier Monaten unter Arrest gehaltene Bischof "nach Hause" entlassen wurde.
Die Behörden bezeichneten dies aber als "Geste", bis Weihnachten vorbei sei.
Quelle: Tageszeitung DIE WELT