01.02.2007

Frankreich: kein römisch-katholisches Land mehr

Von Henry Samuel, Telegraph
Paris / Frankreich, 10.01.2007 (Telegraph / APD) - Laut einer gestern veröffentlichten Umfrage, die eine führende religiöse Zeitschrift dazu veranlasste, Frankreich als "kein katholisches Land mehr" zu erklären, bezeichnet sich gerade einmal die Hälfte der französischen Bevölkerung als römisch - katholisch.

Eine am 9. Januar in "Le Monde des Religions" veröffentlichte Umfrage zeigte, dass der Anteil der selbst erklärten französischen Katholiken von 80 Prozent in den frühen Neunzigern und 67 Prozent im Jahr 2000 auf heute 51 Prozent gefallen war. Die Anzahl der Atheisten ist von 23 Prozent im Jahr 1994 auf 31 Prozent drastisch gestiegen. "In seinen Einrichtungen, aber auch in seinen Mentalitäten ist Frankreich kein katholisches Land mehr", schrieb Frederic Lenoir, Chefredakteur von "Le Monde des Religions". Experten meinen, dass der französische Katholizismus, der während der Revolution litt, nicht wirklich begonnen habe abzunehmen bis 1905, als das Vorkriegsfrankreich zu einem säkularen Staat erklärt,
jegliche Finanzierung religiöser Gruppen gestoppt und Gebäude, die der religiösen Nutzung dienten, zum Eigentum des Staates erklärt wurden.

Die gestrige Umfrage zeigte, dass nur zehn Prozent regelmäßig in die Kirche gehen - hauptsächlich zur Sonntagsmesse oder zu Taufen. Von den 51 Prozent, die sich noch Katholiken nennen, sagten nur die Hälfte, dass sie an Gott glaubten. Viele sagten, sie seien Katholiken, weil es eine Familientradition sei.
"Le Monde des Religions" führte unterschiedliche Gründe für die Abnahme an, die die Abwanderung vom Land, sich verändernde Werte und den aufstrebenden Individualismus mit einschließen. Ein frommer Katholik behauptete, das größte Problem sei, dass jüngere
Generationen nicht mehr interessiert seien.

"Wenn man in die Sonntagsmesse geht, sind dort nur alte Leute, außer zu besonderen Anlässen wie der Mitternachtsmesse", sagte Marie - France Guillon, eine Lehrerin im Ruhestand aus dem Fischerdorf "Crac" in der Bretagne. "Als ich versuchte, meinen Enkel, der im März Kommunion hatte, dazu zu bringen zur Sonntagsschule zu gehen, sagte er ´nein danke, ich möchte lieber hier
bleiben und Monopoly spielen.´"
Trotz des Abfalls, bleibt der Katholizismus dennoch bei Weitem die führende Religion des Landes. In der Umfrage waren Muslime lediglich zu vier Prozent in der Bevölkerung vertreten (gestiegen von zwei Prozent), Protestanten zu drei Prozent und Juden zu einem Prozent.
"Der Katholizismus wird die wichtigste Religion bleiben", meinte Frederic Lenoir, der hervorhob, dass die Zahl der regelmäßig in die Kirche gehenden Katholiken immer noch der gesamten Summe französischer Muslime, Protestanten und Juden entspreche.
Übersetzung: DB/AKREF