01.02.2007

Pakistan: Aus Rache der Blasphemie bezichtigt – Fünffache Mutter

Frankfurt/M. (24. Januar 2007) Martha Bibi, eine christliche Händlerin aus Lahore, die auf der
Rückgabe von Baumaterialien bestand, die sie für den Bau einer Moschee ausgeliehen hatte,
wurde am 23.1.2007 wegen Blasphemie angezeigt und in Polizeigewahrsam genommen. Bei
einer Verurteilung wegen Beleidigung des Islam droht der fünffachen Mutter nach den in
Pakistan geltenden Gesetzen die Todesstrafe. Die Festnahme einer Frau wegen Blasphemie ist
nach Meinung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) ungewöhnlich. Die
IGFM appelliert an den pakistanischen Präsidenten Musharraf, das Leben der Christin zu
schützen, Missbrauch der Blasphemie-Gesetze hart zu bestrafen und sie letztendlich
abzuschaffen.
Anfang Dezember hatte Martha Bibi, die einen kleinen Baumarkt im Dorf Kot Nanka Singh in
der Nähe Lahore betreibt, einigen Muslimen Baumaterial für die im Aufbau befindliche lokale
Moschee geliehen. Als die Materialien am 22. Januar immer noch nicht zurückgegeben waren,
forderte Martha Bibi ihr Eigentum ohne Erfolg zurück. Sie beschwerte sich bei einer
benachbarten muslimischen Geschäftsinhaberin, die verbreitete, dass die Christin angeblich
hierbei den Propheten Mohammed beleidigt habe. Martha Bibi konnte sich rechtzeitig
verstecken, bevor ein aufgebrachter Mob vor ihr Haus zog, um sie in ihre Gewalt zu bringen und
sie zu verbrennen. Nach Abzug der Menge wurde Frau Bibi von der Polizei gefunden und auf
die örtliche Polizeistation gebracht.
Bei einer Verurteilung wegen Beleidigung des Islam droht Frau Bibi nach den in Pakistan
geltenden Gesetzen die Todesstrafe. Die IGFM befürchtet, dass Frau Bibis Familie trotz
Unschuld ebenso wie die anderen zwölf christlichen Familien nicht mehr in dem über 400
muslimischen Familien umfassenden Ort bleiben kann.
Die IGFM fordert die pakistanischen Behörden dringend zum Schutz von Frau Bibi und ihrer
Familie auf. Ranjha Masih, der 1998 wegen angeblicher Blasphemie inhaftiert und später zum
Tode verurteilt worden war, wurde in dritter Instanz nach acht Jahren Haft Ende 2006
freigesprochen. Die Christen Kingri Masih und Anwar Kenneth sitzen seit 2002 wegen
angeblicher Blasphemie in der Todeszelle. In 2006 wurden drei Christen Opfer von Racheakten
und ungerechtfertigt der Blasphemie beschuldigt. Die IGFM fordert Präsident Pervez Musharraf
weiter zur Abschaffung des wie eine Guillotine für Nichtmuslime wirkenden
Blasphemiegesetzes auf.
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