15.02.2007
Vietnam: Vor Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Vatikan und Hanoi ?
Im Dezember hatte Vietnam die Kirche der Adventisten anerkannt
Vietnam: Vor Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Vatikan und Hanoi ?
Im Dezember hatte Vietnam die Kirche der Adventisten anerkannt
Ho-Chi-Minh-Stadt/Vietnam, 24.01.2007 (ORF/AsiaNews/APD) Der Herstellung voller diplomatischer Beziehungen zwischen dem Vatikan und Vietnam dürfte nach Ansicht des Erzbischofs von Saigon (Ho-Chi-Minh-Stadt), Kardinal Jean-Baptiste Pham Minh Man, nichts
mehr im Wege stehen. Diese Einschätzung äußerte der Kardinal im Gespräch mit der Nachrichtenagentur "AsiaNews",
zwei Tage vor dem ersten Besuch eines vietnamesischen Ministerpräsidenten im Vatikan. Er
habe im November bereits mit dem vietnamesischen Staatspräsidenten Nguyen Minh Triet über
Religionsfreiheit und den Beitrag der römisch-katholischen Kirche zur Entwicklung des Landes
gesprochen, so der Kardinal. Der Präsident habe versprochen, den Erwartungen der Kirche schrittweise entgegenzukommen.
Durch den Dialog würden die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der vietnamesischen Regierung immer besser, so der Kardinal: "Ich denke, es ist jetzt der Moment für die Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen gekommen". Von den 82 Millionen Einwohnern gehören zwischen zehn und 15 Prozent der römisch-katholischen Kirche an.
Vietnam ist damit nach den Philippinen das asiatische Land mit dem zweitgrößten katholischen
Bevölkerungsanteil. Rund 55 Prozent sind Buddhisten und etwa 180.000 gehören protestantischen Kirchen an.Ministerpräsident Nguyen Tan Dung wird am 25. Januar in Rom von Papst Benedikt XVI. in
Audienz empfangen. Die Situation der römisch-katholischen Kirche in dem kommunistisch regierten Land hat sich in den vergangenen Jahren teilweise verbessert. Die vietnamesische
Regierung hatte Benedikt XVI. zu dessen Wahl beglückwünscht und die Hoffnung auf bessere
Beziehungen mit dem Vatikan ausgedrückt. 1988 hatte Johannes Paul II. 117 vietnamesische Märtyrer des 18. und 19. Jahrhunderts heilig gesprochen und damit Irritationen hervorgerufen.
Hanoi hatte damals erklärt, diese Kanonisierung "entstelle die Geschichte des Landes". 2002 hatten die kommunistischen Behörden erstmals alle Bischöfe des Landes zum Ad-limina-Besuch nach Rom reisen lassen.Die vietnamesische Regierung hatte überraschend am 23. Dezember die protestantische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten staatlich anerkannt. Die entsprechende Urkunde
wurde vom stellvertretenden Vorsitzenden des Regierungskomitees für Religiöse Angelegenheiten, Nguyen Thanh Xuan, in Ho Chi Minh-Stadt dem Präsidenten der vietnamesischen Adventisten, Pastor Tran Cong Tan, überreicht. Laut Xuan seien mit der Anerkennung unter anderem die Ausübung religiöser Praktiken, der Druck und die Herausgabe
christlicher Literatur, der Bau und die Erweiterung von Gemeindezentren sowie die Durchführung von Seminaren und religiösen Veranstaltungen verbunden. Pastor Tan sprach von
einer „Weihnachtsüberraschung“ und dankte der Regierung, dass die Freikirche ihren Dienst verrichten könne. Für die Aktivitäten der Adventisten gelte das Motto, damit Gott zu ehren und
dem Land zu dienen. In Vietnam gibt es 8.129 erwachsen getaufte Siebenten-Tags-Adventisten in sieben Gemeinden
und 31 Zweiggemeinden, die von sechs Pastoren betreut werden. Die adventistische Mission begann dort 1929. Mit der Wiedervereinigung Vietnams unter kommunistischer Herrschaft im Jahr 1976 wurden das Kranken- und Verlagshaus der Freikirche im früheren Saigon sowie die
16 Schulen im Süden des Landes verstaatlicht.1993 eröffnete die Adventistische Entwicklungsund Katastrophenhilfe ADRA in der Hauptstadt Hanoi ein Landesbüro.