03.07.2007

EU: Europarat sieht Glaube an die Schöpfung als Gefahr für die Demokratie und Menschenrechte

ÖEA - Salzburg, 19.06.07 - Das Komitee für Kultur, Wissenschaft und Bildung des Europarats
stuft in seinem Dokument 11297 vom 8. Juni 2007 unter dem Titel "Die Gefahren des
Kreationismus im Bildungswesen" ("The dangers of creationism in education", voller Text in
englischer und französischer Sprache auf der Homepage des Europarats abrufbar, Adresse siehe
unten) den Kreationismus als Bedrohung für Demokratie und Menschenrechte ein. In der
Zusammenfassung am Beginn des Dokuments heißt es: "Die Evolutionstheorie wird von
religiösen Fundamentalisten angegriffen, die dazu aufrufen, in den europäischen Schulen
kreationistische Theorien neben oder sogar statt der Evolutionstheorie zu lehren. Vom
wissenschaftlichen Standpunkt kann es absolut keinen Zweifel daran geben, dass die
Evolutionstheorie eine zentrale Theorie für unser Verständnis des Universums und des Lebens
auf der Erde ist.
Der Kreationismus in allen Formen, wie etwa "Intelligent Design" beruht nicht auf Fakten,
verwendet keine wissenschaftliche Beweisführung und die Inhalte sind für den Unterricht in
naturwissenschaftlichen Fächern in geradezu bemitleidenswerter Weise ungenügend.
Die Versammlung ruft die Bildungsbehörden der Mitgliedsstaaten auf, wissenschaftliche
Kenntnisse und die Vermittlung der Evolutionstheorie zu fördern und allen Versuchen, den
Kreationismus als wissenschaftliche Disziplin zu lehren, entschieden entgegenzutreten."
In dem mehr als 10 Seiten umfassenden Resolutionsentwurf heißt es unter anderem: "Die
parlamentarische Versammlung ist besorgt über die möglichen negativen Auswirkungen der
Verbreitung kreationistischer Theorien innerhalb unserer Bildungssysteme und über die
Konsequenzen für unsere Demokratien. Wenn wir unachtsam sind, könnte der Kreationismus
zur Bedrohung für die Menschenrechte werden, die ein zentrales Anliegen des Europarats sind."
Es wird beklagt, dass der angeblich aus der Leugnung der Evolution der Arten durch natürliche
Selektion geborene Kreationismus - bisher ein fast ausschließlich auf Nordamerika beschränktes
Phänomen - seinen Weg vermehrt nach Europa findet. Dem Kreationismus wird jede Legitimität
als wissenschaftliche Disziplin abgesprochen. Ein Vorwurf lautet: "Kreationisten stellen den
wissenschaftlichen Charakter bestimmter Erkenntnisse in Frage und behaupten, dass die
Evolutionstheorie nur eine Interpretation unter anderen ist. Sie beschuldigen die
Wissenschaftler, nicht genug Beweise für die wissenschaftliche Gültigkeit der Evolutionstheorie
zu erbringen. Hingegen verteidigen sie ihre eigenen Behauptungen als wissenschaftlich. All das
hält einer objektiven Analyse nicht stand." Die "Intelligent Design" Theorie wird wörtlich als
"gefährlich" bezeichnet.
Weitere Vorwürfe lauten: "Die Evolution ist nicht nur eine Angelegenheit der Entwicklung des
Menschen und von Populationen. Ihre Leugnung könnte ernsthafte Auswirkungen auf die
Entwicklung unserer Gesellschaften haben. Fortschritte in der medizinischen Forschung mit
dem Ziel der effektiven Bekämpfung von Infektionskrankheiten wie AIDS sind unmöglich,
wenn jedes Prinzip der Evolution geleugnet wird ...." "Der Krieg gegen die Evolutionstheorie
und ihre Vertreter hat seinen Ursprung oft in Formen des religiösen Extremismus in enger
Verbindung mit politischen Bewegungen der extremen Rechten. Die kreationistischen
Bewegungen haben reale politische Macht. Tatsache ist, und das wurde bereits mehrmals
aufgedeckt, dass die Vertreter des strikten Kreationismus darauf aus sind, die Demokratie durch die Theokratie zu ersetzen." ... "Die Vermittlung aller die Evolution betreffenden Phänomene als
fundamentale wissenschaftliche Theorie ist daher entscheidend für die Zukunft unserer
Gesellschaften und Demokratien. Aus diesem Grund muss die Evolution eine zentrale Position
im Lehrplan und insbesondere bei den naturwissenschaftlichen Fächern einnehmen. Evolution
ist allgegenwärtig, von der medizinischen Verordnung exzessiver Mengen von Antibiotika, was
zu einem Auftreten resistenter Bakterien führt, bis zur Verwendung exzessiver Mengen an
Pestiziden in der Landwirtschaft, was zu Mutationen von Insekten führt, gegen die Pestizide
nicht mehr wirken."
Der Schöpfungslehre wird ein Platz ausschließlich im Religionsunterricht zugebilligt. Die
Panikmache vor der Überzeugung von einem intelligenten Schöpfer gipfelt in der Aussage in
Punkt 17 des Dokuments: "Wenn wir nicht Acht geben, werden die zentralen Werte des
Europarats von kreationistischen Fundamentalisten einer direkten Bedrohung ausgesetzt. Es ist
Teil der Rolle der Parlamentarier des Rates, zu reagieren, bevor es zu spät ist." In vollkommen
dogmatischer Weise heißt es in Punkt 51: "Es kann daher nicht akzeptabel sein, alternative
Theorien als Wissenschaft zu lehren."
Quelle: Website des Europarats:

www.assembly.coe.int/Main.asp.


htm
Auszugsweise Übersetzung und Kommentare: ÖEA