06.07.2007
Indonesien: Radikale Muslime drohen damit, Hauskirchen zu schließen
150 Muslime demonstrierten gegen Kirchenaktivitäten - Zwei Hauskirchen angegriffen
Indonesien: Radikale Muslime drohen damit, Hauskirchen zu schließen
150 Muslime demonstrierten gegen Kirchenaktivitäten - Zwei Hauskirchen angegriffen
JAKARTA, 26. Juni 2007 – Auf West Java/Indonesien bedrohen Islamisten erneut Christen.
Nach Anschlägen auf zwei Kirchen Anfang Juni forderten sie nun die Schließung von
Hauskirchen und bedrohten einen Pastor. Am 17. Juni erhielt Pastor Robby Elisa ein
anonymes Schreiben, in dem es hieß, sein Haus werde zerstört, falls es weiter als Hauskirche
genutzt werde. Wie die Jakarta Post meldete, kamen zwei Tage zuvor rund 150
Demonstranten aus der Moscheebewegungsfront (FPM) und der Anti-Apostasie-Allianz zu
einem Protestmarsch zusammen. FPM-Führer Suryana Nur Fatwa warnte die Behörden, falls
sie illegale Kirchen nicht schließen würden, werde die Bewegung das in die eigenen Hände
nehmen: „Alle Übertreter müssen ihre Aktivitäten einstellen oder die FPM ist gezwungen, sie
zu schließen." Für den Regierungsbezirk Bandung/West Java legte Fatwa eine Liste von 26
Privathäusern vor, die als Kirchen genutzt wurden. Er behauptete, 17 davon hätten ihre Arbeit
freiwillig eingestellt, neun andere aber würden sich noch zum Gottesdienst versammeln.
Angriff in Talegong/West Java
Am 9. Juni 2007 griff in Talegong eine Gruppe Muslime die Kirche der Assembly of God
(GSJA) an. Türen, Dächer, Fenster und Küchenmöbel wurden zerstört, eine Bibel sowie
Besitzurkunden für das Kirchengrundstück weggenommen und die Frau des Pastors mit einer
Machete bedroht. Ein Regierungsbeamter konnte weitere Gewalt verhindern. Verletzt wurde
niemand. Am Tag darauf verlangte eine Gruppe von 300 Muslimen, die Gemeindemitglieder
sollten aus der Gegend wegziehen. Zeugen zufolge habe die Menge nach Pastor Tata
Budiman gesucht, der allerdings nicht zu finden war, berichtete Missionsleiter Gideon Eddy.
Budiman arbeitet seit 2003 in Talegong. Etwa 40 Gemeindeglieder mit muslimischem
Hintergrund gehörten in kürzester Zeit zu seiner Gemeinde. Dagegen protestierten Muslime,
„da die Gläubigen in ihren Ausweisen immer noch als Muslime bezeichnet werden", so Eddy.
Zwei Tage vor dem Angriff hatte die Polizei die Ortsverwaltung gebeten, den
Kirchenmitgliedern zu einer entsprechenden Ausweisänderung zu verhelfen. Das wurde von
einigen Muslimen als offizielle Anerkennung des Christentums in ihrer Gegend
wahrgenommen und die Nachricht schnell verbreitet. Aufgrund der stark angestiegenen
Spannungen sind Pastor Budiman und seine Familie sowie weitere Gemeindemitglieder in
eine nahe Stadt geflüchtet.
Angriff in Soreang/West Java
Bereits am 3. Juni unterbrachen 56 Angehörige der Anti-Apostasie-Allianz-Bewegung den
Sonntagsschulunterricht einer Assembly of God-Hausgemeinde (GSJA) und forderten die
Schließung der Kirche sowie die Einstellung aller christlichen Aktivitäten in dieser Gegend.
Wie Pastor Robby Elisa dem Informationsdienst Compass Direct berichtete, war seine Frau
Lidia mit einigen Sonntagsschullehrerinnen und Kindern allein daheim, als die Gruppe
gewaltsam in das Schlafzimmer eindrang. Seine Bücher wurden umher geworfen und seine
Frau erhielt zwei Schläge auf den Kopf; „zuerst mit einer Bibel und dann mit der bloßen
Hand." Der Nachrichtenagentur Reuters gegenüber berichtete Lidia Elisa, die Männer hätten
einen Jugendlichen „gezwungen, auf die Bibel zu spucken und Christus zu verleugnen. Als er
sich weigerte, traten sie ihm in den Unterleib." Pastor Elisa lehnt eine Schließung seiner
Kirche bzw. einen Umzug an einen andern Ort ab und sagt: „Vor dem Gesetz haben wir
gleiche Rechte. Es ist notwendig, dass die Regierung unsere Rechte als Mitbürger anerkennt,
Gottesdienste zu halten." Die Polizei ermittelt. Inzwischen hat die Gemeinde eine Genehmigung für den Bau einer Kirche beantragt. Einige christliche Organisationen leisten
Rechtsbeistand.
Hintergrund:
Kirchliche Gruppen müssen in Indonesien eine Erlaubnis zum Feiern von Gottesdiensten
haben. Strenge Auflagen eines im vergangenen Jahr überarbeiteten ministerienübergreifenden
Dekrets (SKB) macht es praktisch jedoch unmöglich, eine solche Genehmigung zu erhalten.
Ein SKB-Artikel verlangt von den Ortsbehörden, religiösen Minderheiten die Beschaffung
von Versammlungsstätten zu erleichtern. Bevor eine Genehmigung erteilt wird, muss eine
Gemeinde mindestens 90 Mitglieder nachweisen und 60 Nachbarn aus verschiedenen
Glaubensrichtungen sowie die örtlichen Behörden müssen dem Anliegen zustimmen.
Außerdem ist eine Baugenehmigung erforderlich. Die meisten Gemeinden halten ihre
Gottesdienste in Privathäusern oder gemieteten Räumen ab.
Compass Direct/OpenDoors