06.07.2007

Irak: „Säuberungen“ von Christen in Bagdad

B a g d a d / L o s A n g e l e s (idea) - 27.06.07– Im Irak werden Christen systematisch aus
ihren angestammten Wohngebieten in Bagdad vertrieben. Islamische Extremisten, die mit
dem Terrornetz El Kaida in Verbindung stehen, betreiben eine „Säuberung“ der Viertel. Die
US-Truppen seien unfähig, wirksam dagegen einzuschreiten, weil sie mit den örtlichen
Verhältnissen zu wenig vertraut seien, berichtet die Zeitung Los Angeles Times.
Danach haben El-Kaida-Gruppen im Oktober den Islamischen Staat Irak ausgerufen. Seither
würden Familien im christlichen Stadtteil Dora massiv bedroht. Man stelle sie vor die Wahl,
Muslime zu werden, eine Sondersteuer zu zahlen, oder ihre Häuser zu verlassen. Dora sei
inzwischen nahezu ohne Christen. Nach christlichen Angaben seien allein im April und Mai
rund 500 Familien aus Dora geflohen. Das US-Militär bestätige, dass eine große Zahl von
Christen entwurzelt worden seien; es seien aber wesentlich weniger. Die
UN-Flüchtlingsorganisation habe etwa 100 flüchtende christliche Familien gezählt.
Militär von Extremisten überrumpelt
Das US-Militär habe im vorigen Herbst eine Aktion gegen Aufständische in Dora eingeleitet,
sich dann zurückgezogen und irakischen Kräften die Sicherheitskontrolle übergeben. Danach
seien sunnitische Extremisten mit Verbindungen zu El Kaida zurückgekehrt und hätten
begonnen, die christliche Bevölkerung zu belästigen. Ein zweiter US-Vorstoß im Winter habe
nichts an der Situation geändert. Die Christen hätten zu viel Angst vor El Kaida. Major Kirk
Luedeke, der für Dora zuständige US-Militärsprecher, sagte der Zeitung, die US-Kräfte seien
überrumpelt worden: „Wir wussten, dass da etwas vorging, aber nicht, wie weit es reicht.“
US-Truppen sind isoliert
Yunadam Kanna, einer der führenden christlichen Politiker Iraks, berichtete, dass das
US-Militär erst am 25. Mai mit einer Kampagne gegen militante Extremisten in Dora
begonnen habe; schon einen Monat früher hätten Islamisten aber angefangen, Christen zu
vertreiben. Die Besatzungstruppen seien isoliert von der Bevölkerung. Die Zahl der Christen im Irak ist durch Flucht vor Gewalt und Terrorismus stark zurückgegangen. Allein die größte
Kirche, die mit dem Vatikan verbundene chaldäische, ist nach Schätzungen seit dem Jahr
2.000 von 1,5 Millionen Mitgliedern auf rund 500.000 geschrumpft. Von den 26,7 Millionen
Einwohnern des Irak sind 95 Prozent Muslime.