06.07.2007
Irak: Verschwinden die Christen aus dem Irak?
R o m (idea) - 16.06.07– Die christliche Minderheit im Irak droht zu verschwinden, wenn
keine Maßnahmen zum Schutz vor Übergriffen getroffen werden. Diese Sorge hat der
Prokurator (Botschafter) der Syrisch-Katholischen Kirche beim Vatikan, Erzbischof Jules
Mikhael Al-Jamil, zum Ausdruck gebracht. Obwohl die irakische Regierung am 24. Mai
Christen Schutz vor Drohungen und Vertreibung durch militante Muslime zugesagt hat, hat
sich die Situation nicht verbessert, so die ökumenische Nachrichtenagentur ENI.
Erst am 3. Juni wurden ein katholischer chaldäischer Priester und drei Diakone in der
nordirakischen Stadt Mossul ermordet. Wenn sich die politische Lage nicht ändere, werde es
am Ende dieses Jahrhunderts keine Christen mehr im Irak geben, so Al-Jamil, der aus Mossul
stammt. Nach seinen Angaben flüchten viele Christen nach Syrien oder in den Libanon in der
Hoffnung, nach Europa oder Nordamerika auswandern zu können. Die größte Kirche im Irak,
die mit dem Vatikan verbundene chaldäische, ist nach Schätzungen seit dem Jahr 2.000 von
1,5 Millionen Mitgliedern auf rund 500.000 geschrumpft. Der Syrisch-Katholischen Kirche
gehören laut Al-Jamil etwa 80.000 Iraker an.
Hinter Anschlägen steckt El Kaida
Laut ENI hält der in Genua lehrende aus dem Irak stammende muslimische Professor Younis
Tawfik die jüngste Ermordung der vier Christen in Mossul für eine gezielte Aktion gegen
aufgeklärte Intellektuelle im Irak. Die Christen hätten aufgrund ihres Glaubens Verbindungen
zum Westen. Manche Irakis hätten aber ein Interesse daran, den Einfluss einer aufgeklärten
und intellektuellen Klasse zu verhindern. Ihm sei klar, dass hinter den Gewaltaktionen das
Terrornetz El Kaida stehe, sagte Tawfik Radio Vatikan. Von den 26,7 Millionen Einwohnern
des Irak sind 95 Prozent Moslems.