15.06.2007

Ägypten: Freigelassener Christ wird von Islamisten bedroht

Ehemaliger Scheich und Konvertit saß zwei Jahre unschuldig im Gefängnis

Ägypten: Freigelassener Christ wird von Islamisten bedroht

Ehemaliger Scheich und Konvertit saß zwei Jahre unschuldig im Gefängnis

ISTANBUL, 30. Mai 2007 - Der überraschend aus einem ägyptischen Gefängnis freigelassene
Konvertit Bahaa el-Din Ahmed Hussein el-Akkad wird weiterhin beobachtet. Einem
Informanten aus Kairo, der ungenannt bleiben möchte, zufolge werde der Christ und ehemalige
Scheich „streng beobachtet und die ganze Zeit bedroht." Radikale Islamisten aus der in Ägypten
verbotenen Muslimbruderschaft hatten gedroht, den ehemaligen Muslim wegen „Apostasie"
(Abfall vom Islam) zu töten, falls er aus dem Gefängnis entlassen werde, berichtet der
Informationsdienst Compass Direct. El-Akkad saß zwei Jahre ohne Anklage im Gefängnis. Der
vom Islam zum Christentum konvertierte Scheich wurde am 6. April 2005 verhaftet, weil er mit
seiner Konversion den Islam beleidigt haben soll. Seine Freilassung wurde zwar gerichtlich
angeordnet, die ägyptische Geheimpolizei (SSI) ignorierte jedoch die Anweisung und verlegte
ihn im September in das Hochsicherheitsgefängnis von Wadi el-Natroun nahe Kairo. Ihm wurde
lebenslange Haft angedroht, sollte er sich nicht bereit erklären, andere Konvertiten zu
bespitzeln.
Am späten Nachmittag des 28. April 2007 drückten Gefängnisbeamte ihm Geld für eine
Taxifahrt in die Hand und sagten, er könne gehen. In Minutenschnelle hatte el-Akkad seine
wenigen Sachen zusammengepackt und ein Taxi bestiegen, um zu seiner Frau und den drei
Kindern zu fahren. Einen offiziellen Grund für seine Haftentlassung gaben die Behörden nicht
an. Noch im Gefängnis sollen ihm Beamte des SSI mit zehn Jahren Gefängnis gedroht haben,
sollte el-Akkad nicht zum Islam zurückkehren.
Menschenrechtsorganisationen bzw. christliche Hilfswerke hatten in den vergangenen sechs
Monaten gegen die Inhaftierung el-Akkads protestiert. Das international tätige Hilfswerk Open
Doors hatte zu einer Schreibaktion für el-Akkad aufgerufen. Bei seiner Rückkehr fand er
Hunderte von Briefen und Karten vor, die ihm Christen aus aller Welt zur Ermutigung geschickt
hatten. „Als ich im Gefängnis war, erzählte mir meine Familie, Tausende Menschen würden für
mich beten", so el-Akkad. „Ich war sicher, dass das stimmte, denn Jesus war während der

ganzen Tortur bei mir."
Hintergrund:
In Ägypten ist der Islam die Staatsreligion. Die ägyptischen Christen genießen zwar
Religionsfreiheit, jedoch keine Missionsfreiheit. Wer Christ wird, bekommt einen neuen
Ausweis ausgestellt. Muslime, die zum Christentum übertreten, gelten als Abtrünnige und
werden heftig verfolgt - von allgemeiner gesellschaftlicher Diskriminierung über Verhaftung bis
hin zu Folter. Es gibt Berichte über systematische Kampagnen militanter Islamisten zur
Zwangsbekehrung ganzer Dörfer zum Islam. Es ist auch zu Zwangsbekehrungen christlicher
Mädchen durch Entführung und Vergewaltigung gekommen. Werden ausländische Christen
während eines Besuches im Land für ihren Glauben aktiv, müssen sie mit Schikanen,
Verhaftung und Ausweisung rechnen. Von den rund 80 Millionen Einwohnern Ägyptens sind
87,0% Muslime, 12,6% Christen - davon sind rund 11,0% koptisch-orthodoxe Christen, 1,3%
Evangelikale/Protestanten, 0,3% Katholiken - und Minderheiten sind Juden oder
Griechisch-Orthodoxe.
Compass Direct