30.06.2007

Ägypten: Extremisten verwüsten koptisches Viertel

Erneut schwere Übergriffe gegen Angehörige der christlichen Minderheit – Sieben Kopten werden verletzt

Ägypten: Extremisten verwüsten koptisches Viertel

Erneut schwere Übergriffe gegen Angehörige der christlichen Minderheit – Sieben Kopten werden verletzt

Alexandria / Frankfurt am Main (19. Juni 2007) – Militante Islamisten haben am 8. Juni 2007
in der nordägyptischen Stadt Zawyet Abdel-Qader 30 Kilometer westlich von Alexandria ein
koptisches Wohnviertel überfallen und verwüstet. Nach Informationen der Internationalen
Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) wurden sieben Christen verletzt. Häuser und Geschäfte von Kopten wurden beschädigt und geplündert. Wie die IGFM erfuhr, konnten die
Islamisten eineinhalb Stunden lang unbehelligt im Viertel randalieren, ehe die Polizei eintraf
und dem Treiben ein Ende setzte. Die IGFM fordert eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls
und die angemessene Bestrafung der Täter.
Wie die IGFM berichtet, sammelten sich die islamistischen Gewalttäter am 8. Juni 2007 nach
dem Mittagsgebet vor einem Kaffeehaus in Zawyet Abdel-Qader, nachdem sie die Moschee
verlassen hatten. Personen von außerhalb brachten den Männern Taschen mit Waffen und
Brennmaterial. Die Gruppe zog ins christliche Viertel und begann, Häuser und Geschäfte von
Kopten zu zerstören. Türen und Fenster wurden eingeschlagen und Geschäfte geplündert. Bei
dem Versuch, ihr Eigentum zu schützen, wurden sieben Kopten zum Teil schwer verletzt. Sie
erlitten Stichwunden sowie durch eine säureartige Flüssigkeit Verletzungen am Kopf, im
Gesicht und am Rücken. Der Mob hatte gerade die Kirchen des Viertel erreicht, als die Polizei
eintraf und der Gewalt ein Ende setzte. Acht Islamisten und zehn Christen wurden
festgenommen.
Nach Informationen der IGFM war der Auslöser des Übergriffes ein Streit im Straßenverkehr
zwischen zwei Jugendlichen am Vortag, einem koptischen Christen und einem Muslim. Die
Väter der jungen Männer waren ebenfalls in den Disput involviert. Sowohl die Jugendlichen als
auch deren Väter wurden schließlich von der Polizei verhaftet.
Auch in Dekheila, acht Kilometer von Alexandria entfernt, griffen militante Islamisten
vergangene Woche eine christliche Einrichtung an. Der Mob attackierte am 12. Juni die „Kirche
der Heiligen Jungfrau“ in Dekheila. Nach einem Streit zwischen einem Kopten und einem
Muslim eskalierte die Situation und Gewalttäter begannen, die Kirche mit Flaschen und Steinen
zu bewerfen. Ein Wachmann der Kirche schloss sofort alle Türen und Fenster und alarmierte die
Polizei, die umgehend eintraf und außer geringfügigen Schäden Schlimmeres verhindern
konnte. 15 Kopten und sieben Islamisten wurden festgenommen.
Mit Sorge beobachtet die IGFM, dass sich die Übergriffe gegen die koptische Minderheit in
Ägypten häufen. Besonders in Oberägypten sind die als christliche Minderheit stark
benachteiligten Kopten Ziel von Terror, Unterdrückung und Gewalt durch extremistische
Muslime. Im April 2007 wurde in Alexandria ein Kopte durch eine Messerattacke getötet.
Weitere zwölf Christen wurden zum Teil schwer verletzt.
Die IGFM stellt jedoch fest, dass sich die Übergriffe nicht mehr nur auf Oberägypten
beschränken. Im Mai 2007 überfielen in der Stadt Behma 60 Kilometer südlich von Kairo
militante Islamisten Häuser und Geschäfte von Kopten mit Ziegelsteinen und Brandbomben,
weil sich das Gerücht verbreitete, die ortsansässigen Kopten wollten eine Kirche bauen. Die
sofort informierte Polizei erschien erst drei Stunden nach Beginn der Unruhen. In der
Zwischenzeit vergewaltigten die Islamisten koptische Frauen, brannten Häuser ab und
misshandelten koptische Männer. Zehn Kopten wurden zum Teil schwer verletzt. „Die
ägyptischen Behörden sind an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig. Oftmals haben sie
islamistisch motivierte Angriffe auf Kopten nur geringfügig bestraft, um sich den Ärger der
islamischen Bevölkerung vom Hals zu halten“, kritisiert Martin Lessenthin, Vorstandssprecher
der IGFM.
Weitere Informationen unter www.menschenrechte.de