30.06.2007
Algerien: Mehr Schutz für Christen?
Algier/Washington, 21.06.2007 (idea) In Algerien sollen die religiösen Minderheiten besser
geschützt werden. In dem nordafrikanischen Land, wo rund 99 Prozent der 32,4 Millionen
Einwohner Muslime sind, ist der Islam Staatsreligion. Die Zahl der Christen wird auf etwa
10.000 geschätzt.
Nach Angaben des US-Instituts für Religion und Politik (Washington) ist die Religionsfreiheit
nicht ausdrücklich in der algerischen Verfassung festgeschrieben; aber sie erlaube die
Einrichtung von Institutionen, die die Grundrechte der Bürger schützen. Jetzt soll eine
Aufsichtsbehörde für Nicht-Muslime geschaffen werden. Das Nationalkomitee für religiöse
Rituale von Nicht-Muslimen soll bei der Anerkennung von Religionsgemeinschaften und der
Genehmigung ihrer Gebäude mitwirken. Für Nicht-Muslime ist die Religionsausübung in
Algerien eingeschränkt; Christen müssen ihre Gottesdienste den Behörden anzeigen. Verboten
sind Praktiken, die mit dem islamischen Gesetz, der Scharia, in Konflikt stehen. Im vorigen Jahr
hat Algerien ein Anti-Missionsgesetz eingeführt. Danach wird mit einer zwei- bis fünfjährigen
Haft bestraft, wer „einen Muslim anstiftet, zwingt oder mit verführerischen Mitteln beeinflusst,
zu einer anderen Religion überzutreten“. Die Strafandrohung gilt auch für die Herstellung und
Verbreitung von Dokumenten, die geeignet sind, den Glauben eines Muslims ins Wanken zu
bringen.
Komitee braucht Vollmacht
Die Einrichtung der neuen Überwachungsinstitution wertet der Präsident des US-Instituts,
Joseph K. Grieboski, als Fortschritt. Allerdings müsse das Komitee auch die nötigen
Vollmachten erhalten. Es dürfe nicht zu einer hohlen Einrichtung ohne Funktion werden und
sich auf keinen Fall zu einem Unterdrückungsapparat für religiöse Minderheiten entwickeln.
Das Komitee tritt mindestens vierteljährlich zusammen; das Religionsministerium legt die
Tagesordnung fest. Ein Jahresbericht wird dem Premierminister unterbreitet. Das Außen-,
Verteidigungs- und Innenministerium sind angehalten, die Religionsfreiheit für Nicht-Muslime
zu schützen.
Quelle: Evangelischer Nachrichtendienst idea, Wetzlar/Deutschland