02.03.2007

Eritrea: Drei Kirchenleiter entlassen, jedoch erneut ein freikirchlicher Pastor in Haft

Christen und Muslime protestieren gegen staatliche Einmischung

Eritrea: Drei Kirchenleiter entlassen, jedoch erneut ein freikirchlicher Pastor in Haft

Christen und Muslime protestieren gegen staatliche Einmischung

LOS ANGELES, 21. Februar 2007 - Nur wenige Tage nach der Verhaftung eines der Gründer der Full Gospel Church in Eritrea wurden zwei vor Monaten inhaftierte protestantische Pastoren und ein kirchlicher Leiter auf Kaution frei gelassen. Pastor Habtom
Tesfamichel wurde am 23. Januar in der eritreischen Hauptstadt Asmara von der Sicherheitspolizei verhaftet. Der 57-Jährige, der die Full Gospel Church in Asmara seit der
Verhaftung ihres Pastors Kidane Woldu im März 2005 leitete, sitzt im
Wongel-Mermera-Gefängnis von Asmara. In dem berüchtigten Untersuchungszentrum sollen
auch etwa zwölf weitere Pastoren und Priester gefangen sein.

Ende Januar wurden Pastor Simon Tsegay von der Kale Hiwot Church und Gebremichel Yohannes, Verwalter im Zentralbüro der Kirche, freigelassen. Die beschlagnahmten Lkws
der Gemeinde wurden jedoch nicht freigegeben. Man hatte die beiden Männer wegen der Nutzung eines Kirchengebäudes im September 2005 nördlich von Asmara in Adi-Tezlezan festgenommen. Das Gebäude war vier Jahre zuvor amtlich versiegelt worden.

Wenig später entließ man den im Januar 2005 in Dekemhare verhafteten Pastor der
Full-Gospel-Church, Fanuel Mihreteab, aus dem Sempel-Gefängnis von Asmara. Wie Tsegay und Yohannes war Mihreteab gezwungen worden, Besitzurkunden auszuhändigen, um die
Kaution zu sichern. Mihreteab ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist einer von drei Pastoren, die im September 2005 für außergerichtliche Anhörungen vor militärische Kommandeure gestellt wurden. Es hieß, er sei zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Priester protestieren gegen staatliche Einmischung
Am 17. Januar 2007 erhielten 15 orthodoxe Priester, die öffentlich den neuen Finanzregeln widersprachen, Drohbriefe. Die Schreiben kamen aus dem Büro des von der Regierung
eingesetzten Laien Yeftehe Dimetros, der die eritreisch-orthodoxe Kirche seit August 2005 verwaltet. Wie die oppositionelle Internetseite Asmarino Independent News im Januar
meldete, ließ Dimetros inzwischen die Amtstracht von Patriarch Abune Antonios, zwei St.-Markus-Ketten, den Hirtenstab Moses, ein Gefäß mit Myrrheöl für Konfirmationen und
andere sakramentale Gegenstände beschlagnahmen. Der Patriarch steht seit August 2005 unter Hausarrest, nachdem er gegen die Inhaftierung von drei Priestern und die staatliche
Einmischung in Kirchenangelegenheiten protestiert hatte.

Muslime festgenommen
Auch eritreische Muslime haben im Januar gegen die willkürliche Ernennung ihres Muftis durch die Regierung protestiert. Nach offenen Protesten in Keren wurden 55 Muslime in Haft
genommen. Offizielle Begründung war entweder, sie hätten sich vor ihrer Wehrpflicht gedrückt, oder sie hätten ihren Kindern zur Flucht außer Landes verholfen, um der Militärpflicht zu entgehen. Seither haben Informanten aus Keren bestätigt, dass mindestens
weitere 35 Muslime verschwunden sind und vermutlich unter Arrest stehen.

Über ein Jahr lang befinden sich bereits 69 Muslime wegen ihrer oppositionellen Haltung
gegen den von der Regierung ernannten Mufti im Wongel-Mermera-Gefängnis in Haft, darunter Taha Mohammed Noor, eine in Eritrea bekannte Persönlichkeit. Auch er hatte gegen
den Eingriff der Regierung in die religiösen Angelegenheiten der Muslime protestiert. Fast
die Hälfte der Bevölkerung ist muslimisch.

Hintergrund:
Die eritreische Regierung hat gegen die im Untersuchungsgefängnis Wongel Mermera
festgehaltenen Pastoren und Priester noch keine offiziellen Vorwürfe erhoben. Einige sind
seit fast drei Jahren inhaftiert und die meisten völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Die
Behörden verweigern eine Bestätigung ihres Aufenthaltsortes.

Seit Mai 2002 hat die Regierung Eritreas Dutzende staatlich nicht erlaubte Gemeinden
geschlossen und jeden Gottesdienst außerhalb der amtlich anerkannten Glaubensrichtungen – koptisch-orthodox, katholisch, lutherisch oder islamisch – verboten.

Von über 2.000 gefangenen eritreischen, zumeist protestantischen Christen ist bekannt, dasssie sich derzeit allein aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen in Polizeistationen,
Militärlagern und Gefängnissen in mindestens 14 Städten in Haft befinden. Aber auch eine
zunehmende Zahl von Koptisch-Orthodoxen, Zeugen Jehovas und Muslimen hält das autoritäre Regime unter Präsident Isaias Afwerkis ohne Anklage gefangen.

Einem einheimischen Informanten zufolge wurden im Januar 2007 von Priestern und Anhängern der eritreisch-orthodoxen Kirche, der rund 40 Prozent der Eritreer angehören,
erste Klagen laut in Reaktion auf die Anordnung der Regierung vom 5. Dezember 2006, alle
Spenden ab 1. Januar 2007 auf staatliche Bankkonten einzuzahlen.
Compass Direct/OpenDoors