02.03.2007

Jemen: Juden bedroht - Aufstand der Schiiten

Am 10. Januar erhielten 45 Juden aus Al Haid, Saada im Norden des Jemen Briefe einer schiitischen Rebellenmiliz. In diesen Briefen wurden sie beschuldigt, "das Laster zu fördern" und aufgefordert, die Provinz zu verlassen. Wie die Zeitung "Yemen Observer" berichtet, mussten die 45 Juden in Todesangst aus ihren Häusern fliehen. Ein ihnen freundlich gesinnter
Scheich hat sie vorübergehend in einem Hotel untergebracht, wo sie unter sehr schlechten Bedingungen leben. Seither haben die Schiiten gedroht, das Hotel mit Bomben anzugreifen.

Der Yemen Observer berichtet: "Die meisten jemenitischen Juden wurden 1949-50 im Rahmen der Operation "Fliegender Teppich" nach Israel ausgeflogen, nachdem 1948 die
jüdischen Gemeinschaften in Aden durch moslemische Aufstände zerstört worden waren, bei
denen 82 Menschen ums Leben kamen. 1948 gab es im Jemen ca. 63.000 Juden. Heute sind es nur noch ungefähr 400, die meisten von ihnen in Raida in der Provinz Amran. Eine Kopie des Drohbriefs wurde an den Yemen Observer gefaxt. Der Text lautet: "Nacheiner genauen Überwachung der Juden, die in Al Haid wohnen, ist uns klar geworden, dass sie Dinge tun, die vor allem dem Zionismus dienen, der die Menschen zu korrumpieren und sie von ihren Prinzipien, ihren Werten, ihrer Moral und Religion zu entfremden versucht und
bestrebt ist, alle Arten von Lastern in die Gesellschaft zu bringen. Unsere Religion hat uns befohlen, die korrupten Menschen zu bekämpfen und zu vertreiben." Die Zeitung berichtet,
dass der handschriftliche Brief mit den Worten schließt: "Allah ist größer. Tod Amerika. Tod Israel. Fluch den Juden und Sieg dem Islam".

Dawud Jusef Musa, einer der vertriebenen Juden berichtet, dass die 45 Juden aufgefordert wurden, den Jemen innerhalb von 10 Tagen zu verlassen. Eine Woche nach dem Drohbrief
wurde eine Gruppe von Juden, darunter Musa, von vier maskierten Männern bedroht, man würde sie "abschlachten", wenn sie Al Salem nicht binnen 2 Tagen verlassen. Die Maskierten
sagten, niemand würde sie beschützen, nicht einmal Staatspräsident Saleh. Weiters wurde den Juden gesagt, wenn sie ihre Häuser nicht innerhalb von 2 Tagen verließen, wären sie für die
Konsequenzen selbst verantwortlich. Angedroht wurden für diesen Fall auch Entführungen und Plünderungen. Die Juden haben sich um Unterstützung an den Gouverneur der Provinz
gewandt und darauf berufen, als Dhimmis den "Schutz des Propheten Mohammed und des Staatspräsidenten" zu genießen.

Der Aufstand der Schiiten

Bis Mai 1990 war der Jemen ein geteilter Staat. Im Nordjemen lebten etwa 60 % Schiiten und im Südjemen bildeten die Sunniten mit 99 % die überwiegende Mehrheit. Der Nordjemen
wurde traditionell von schiitischen Imamen als absolute Monarchen regiert. 1962 wurde Imam Muhammad al-Badr durch einen Militärputsch gestürzt und es kam zum Bürgerkrieg,
an dessen Ende der Nordjemen zur Arabischen Republik Jemen wurde. 1989 fasste das Parlament des Südjemen den Beschluss zur Einigung des Landes. Schiitische Mitglieder des
nordjemenitischen Parlaments sprachen sich dagegen aus, da sie erkannten, dass durch die
Verenigung der beiden Staaten die Schiiten des Nordjemen nicht mehr die Bevölkerungsmehrheit, sondern eine Minderheit von 30 % bilden würden. Dennoch kam es zur Vereinigung der beiden Staaten. 2004 kam es zu einem Aufstand gegen die Regierung
von Präsident Ali Abdullah Salih. Die schiitischen Rebellen wollten "den Islam schützen" und waren vor allem gegen die Unterstützung der USA und ihres Kriegs gegen den Terror
durch die jemenitische Regierung. An der Spitze des Aufstands stand ein schiitischer Geistlicher, Hussein al-Houthi, der Leiter einer Gruppe, die sich Al Shabab al-Moumin (die
jungen Gläubigen) nannte. Die Regierung ging mit voller militärischer Stärke gegen die
Rebellen vor. Auch Hussein al-Houthi kam bei den Kämpfen ums Leben.
2005 kam es zu weiteren Kämpfen, nachdem der Vater des getöteten Sunnitenführers Al-Houthi, die Kontrolle über die Kämpfer übernommen hatte. Am 27. Januar 2007 griffen
schiitische Rebellen in der Provinz Sa´ada (wo es auch zu der Verfolgung der Juden gekommen ist), ein Gebäude der Sicherheitskräfte an. Dabei kamen 6 Soldaten ums Leben.
Anfang Februar hat das Parlament ein Vorgehen mit voller militärischer Stärke gegen die Rebellen gebilligt. Der Jemen ist zweifellos ein reifes Feld für den Konflikt zwischen
Sunniten und Schiiten, in dem oft die zahlenmäßig unterlegenen Schiiten gegen Christen und Juden vorgehen, um den Hass der Sunniten von sich abzulenken, und die beiden Gruppen des
Islams im Kampf gegen ihre gemeinsamen "Feinde" zu einigen. Dazu zählen neben den Juden und Israel vor allem Christen und alle arabischen Regierungen, die mit den USA zusammenarbeiten. Deshalb bildet der in verschiedenen Teilen der islamischen Welt
aufflammende Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten ein besonderes Gefahrenpotenzial für die in diesen Ländern lebenden christlichen und jüdischen Minderheiten.
Quelle: Kommission für Religionsfreiheit der WEAÜbersetzung: ÖEA