15.03.2007

Ägypten: Christen nach Brandanschlag auf ihre Häuser inhaftiert

Kopten von der Polizei zu Selbstbezichtigungen gezwungen

Ägypten: Christen nach Brandanschlag auf ihre Häuser inhaftiert

Kopten von der Polizei zu Selbstbezichtigungen gezwungen

Kairo/Frankfurt/M. (27. Februar 2007) – Die ägyptische Polizei hat im oberägyptischen
Armant zwei koptisch-orthodoxe Familien festgenommen, nachdem diese zur Polizeistation
gekommen waren, um Brandanschläge auf ihre Häuser anzuzeigen, berichtet die
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Die Kopten wurden von der Polizei
gezwungen, ein Protokoll zu unterschreiben, wonach sie ihre Häuser selbst angezündet
hätten, um die Tat Muslimen anzulasten und Polizeischutz einzufordern. Wie die IGFM
weiter berichtet, wurden die Familien zuvor 36 Stunden lang festgehalten.
Am 13. Februar hatten unbekannte Täter brennende, kerosingetränkte Stofffetzen in die
Häuser am Stadtrand von Armant (600 km südlich von Kairo) geworfen. Die Bewohner der
Häuser, koptisch-orthodoxe Christen, konnten die Brandherde löschen. Daraufhin suchten
sechs Angehörige der Familien die zuständige Polizeistation auf, um dort die Anschläge zu
melden. Die Polizeibeamten weigerten sich jedoch, den Fall zu untersuchen. Zur Begründung
wurde angegeben, dass es keine Beweise gäbe und der Schaden nur minimal sei.
Die Kopten wurden außerdem von der Polizei aufgefordert, Aussagen zu unterschreiben,
wonach sie ihre eigenen Häuser angezündet hätten, um die Tat Muslimen anzulasten und
Polizeischutz einzufordern. Als sie ihre Unterschrift verweigerten, wurden sie in Polizeihaft
genommen und erst 36 Stunden später, nachdem sie letztendlich dem Druck zu
unterschreiben nachgegeben hatten, freigelassen.
Den Angriffen auf die koptischen Häuser gingen am 13. Februar Anschläge auf vier, von
Christen geführte Geschäfte voraus, berichtet die IGFM weiter. Gerüchten zufolge soll eine
Liebesbeziehung zwischen einer muslimischen Frau und einem Christen ein Anlass für die
Ausschreitungen gewesen sein. Lokalen Zeitungen zufolge liege der Ursprung der Unruhen
an Beschuldigungen, ein Christ hätte muslimische Frauen durch Erpressung mit
Nacktaufnahmen gezwungen, zu konvertieren.
Obwohl laut einer koptischen Zeitung das Zusammenleben von Christen und Muslimen in
Armant, im Gegensatz zu anderen Landesteilen, als harmonisch anzusehen sei, gibt es doch
Berichte, nach denen interreligiöse Beziehungen als Tabubruch angesehen wurden und
gegenseitige Anschuldigungen bereits oft zu Spannungen führten. Der Vater eines
überführten muslimischen Täters gab radikalen muslimischen Gruppen, die der Jugend seit
den späten 90ern extremistische Gedanken einbläuten, die Schuld an der Gewalt. Ein anderer
führte aus, dass die Geschäftsleute wahrscheinlich aufgrund von Neid zur Zielscheibe geworden waren, da viele junge Muslime unter Arbeitslosigkeit und Armut litten.
In der Realität beteiligen sich oft ägyptische Sicherheitskräfte an den anti-christlichen
Gewalttaten. Im Jahr 2006 sind allein bei Angriffen auf Kirchen in el-Udaysaat und
Alexandria zwei Kopten getötet und mehr als zwanzig verletzt worden. Die IGFM fordert die
ägyptische Regierung daher auf, Maßnahmen zu ergreifen, um religiös motivierte
Gewalttaten, besonders in den Reihen des Polizeiapparates, einzudämmen.
Weitere Informationen unter www.menschenrechte.de