03.05.2007

Christenverfolgung: Christen sind am häufigsten Opfer von Verfolgung

Von Till-Reimer Stoldt
DieWelt - 19. April 2007, 12:57 - Uhr Ob in Vietnam Pfarrer wegen "Aberglaubens" in die
Psychiatrie eingewiesen werden, ob Islamisten in Indonesien Kirchen abbrennen oder ob - wie
in der Türkei - drei vermeintlich missionarischen Christen die Kehle durchgeschnitten wird:
Christen sind weltweit die meistverfolgte Glaubensgemeinschaft.
Christen werden weltweit am stärksten verfolgt
Zu diesem Ergebnis kommen das Internationale Institut für Religionsfreiheit und die
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Ihnen zufolge sind rund 75 Prozent
aller religiös Verfolgten auf der Welt Christen, bei den aus religiösen Gründen Ermordeten sind
es rund 80 Prozent.
Diese Schätzung basiert auf der Materialauswertung für die Jahrbücher der Christenverfolgung,
die von IGFM und Institut für Religionsfreiheit herausgegeben werden. Als Gründe der hohen
Verfolgungsrate benennt Institutsdirektor Thomas Schirrmacher vor allem drei Faktoren:
Erstens stellten Christen mit 2,1 Milliarden Anhängern die größte Weltreligion und knapp ein
Drittel der Weltbevölkerung.
Zweitens gebe es ein "phänomenales Wachstum“ der Religion Christi außerhalb Europas. So
habe sich die Christenheit in Asien und Afrika seit 1970 verdreifacht. Und dieses
„Voranpreschen“ provoziere gewaltsame Abwehrreaktionen.
Ursächlich für das Wachstum sind nicht die katholischen oder orthodoxen Kirchen, sie
verzichten gerade im Orient auf Missionsarbeit, um ihre Duldung durch die muslimische
Mehrheit nicht zu gefährden. Für den christlichen Glauben werben meist nur freikirchliche
Gemeinden, die sich meist durch großen Glaubensernst und Opferbereitschaft auszeichnen.
Die Zahl aktiver freikirchlicher Missionare schätzt Experte Schirrmacher weltweit auf über
400.000. Zumal in der muslimischen Welt wird diesen Gläubigen und ihren Gemeinden oft
unterstellt, sie würden von der CIA finanziert und als Agenten der USA arbeiten.
Auch die jüngst in der Türkei ermordeten Christen berichteten seit Monaten von solchen
Vorwürfen. Tatsächlich sind diese Unterstellungen absurd. Gerade türkische Christen betonen
aus Angst, als CIA-Agenten zu gelten, ihre türkische Identität und ihre Distanz zu den USA.
Als dritten Grund für die hohe Zahl verfolgter Christen verweist Schirrmacher auf einen derzeit
gerade in nichtchristlichen Weltregionen grassierenden Nationalismus. Der gehe meist mit dem
"gefährlichen Traum von völkischer Homogenität“ einher. Diesem Ideal totaler Einheitlichkeit
widerspreche religiöser Pluralismus und das Werben religiöser Minderheiten. Und da Christen
in den betroffenen Regionen meist Minderheiten seien, gelte vor allem ihnen der Zorn der
Nationalisten.

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