08.05.2007

Irak: Fatwa über Christen verhängt

Sechs Familien flüchteten nach Todesdrohungen aus ihrem Wohnviertel

Irak: Fatwa über Christen verhängt

Sechs Familien flüchteten nach Todesdrohungen aus ihrem Wohnviertel

ERBIL, 23. April 2007 – Im Irak hat ein islamischer Geistlicher eine Fatwa (islamisches
Rechtsgutachten) gegen christliche Familien herausgegeben. Das teilten am 14. April
bewaffnete Sunniten den Christen mit. Darin werden sie als „Ungläubige“ bezeichnet, denen
gesagt werden soll: „Wenn ihr nicht innerhalb von 24 Stunden zum Islam übertretet oder eure
Häuser verlasst, töten wir euch.“ Das berichtete der Informationsdienst Compass Direct. Sechs
Familien seien daraufhin aus ihrem Wohnviertel Mualimien im Bagdader Bezirk Dora in einen
anderen Stadtbezirk geflüchtet, wo sie ihre Kirche wiedereröffneten. Die Namen der Familien
wurden aus Sicherheitsgründen nicht genannt. „Die meisten Christen haben Mualimien jetzt
verlassen", sagte ein Pastor, der kürzlich selbst aus Dora weggezogen ist, um der täglichen
Gewalt zu entgehen. Etliche Familien seien in die kurdische Nordregion des Iraks gezogen, so
der Pastor, der auch Berichte bestätigte, wonach militante Muslime ein Kreuz von der
chaldäischen Kirche St. Johannes der Täufer in Dora entfernt hätten. „Sprecht mit den
Gemeinden in aller Welt und mahnt die Christen an, für unsere Gemeinden in Bagdad zu beten",
sagte ein Bagdader Pastor Compass Direct. „Betet, dass der Herr uns Frieden und gute Tage
geben wolle, damit wir sehen, was bei dieser Gewalt der Wille Gottes ist."
Hintergrund:
In Dora, im Süden von Bagdad, gab es einst eine große christliche Gemeinde, doch nach den
Bombenanschlägen im August, Oktober und November 2004 und der zunehmenden Gewalt
zwischen extremistischen Muslimgruppen und irakischen sowie US-Streitkräften, sind viele
Christen abgewandert. Im vergangenen Herbst verschob das in Dora angesiedelte einzige
chaldäische Seminar und College nach der Entführung einiger Priester der Bildungseinrichtung
den Unterrichtsbeginn auf Dezember. Inzwischen wurde die Einrichtung nach Ainkawa, einem
christlich geprägten Ort bei Erbil im irakischen Kurdengebiet, verlegt. In den vergangenen
Monaten wurden die US-Streitkräfte in Dora verstärkt, da es immer wieder zu Zusammenstößen
mit militanten Sunniten kommt. Die sunnitischen Anwohner würden einem Bericht des
Christian Science Monitor vom 30. März zufolge über zahlreiche Gräueltaten der vorwiegend
schiitischen Polizeikräfte klagen.
Compass Direct/OpenDoors