08.05.2007
Mexiko: Evangelikaler Christ in Chiapas verhaftet, weil er Freikirche beitreten will
Pastor berichtet von Misshandlungen – Evangelikale werden von Dorfältesten verfolgt
Mexiko: Evangelikaler Christ in Chiapas verhaftet, weil er Freikirche beitreten will
Pastor berichtet von Misshandlungen – Evangelikale werden von Dorfältesten verfolgt
SAN CRISTOBAL DE LAS CASAS/Mexiko, 26. April 2007 – In Mexiko wurde am 7. April
ein 25-jähriger evangelikaler Christ verhaftet, weil er sich weigerte, an religiös-rituellen Festen
seines Dorfes teilzunehmen. Juan Mendez Mendez stammt aus einem Dorf bei San Cristobal im
mexikanischen Bundesstaat Chiapas. Zudem hatte Mendez gegenüber den Kaziken, den
mächtigen kommunalen Oberhäuptern, bestätigt, Mitglied der Gemeinde Alas de Aguila
(Adlersflügel) werden zu wollen. Daraufhin wurde der Vater von drei kleinen Kindern für eine
Nacht ins Gefängnis gesteckt. Misshandelt wurde er nicht und Angehörige seiner zukünftigen
Kirchengemeinde durften ihn besuchen. Kaziken praktizieren eine traditionelle Religion aus
einer heidnischen Mischung von römisch-katholischen Überzeugungen und der Religion der
alten Mayas. Die Dorfoberen des Tzotzil-Maya-Dorfes hatten am Ostersonntag bemerkt, dass
Mendez bei einem Gemeindefest fehlte. Daraufhin musste er sich noch am Abend und auch am
nächsten Tag vor ihnen rechtfertigen. „Sie sagten: ´Was meinst du damit, dass du Christus
angenommen hast. Bedeutet das, dass du nicht mehr an unsere Götter [katholische Heilige]
glaubst?´, berichtet Mendez dem Informationsdienst Compass Direct. Er habe geantwortet, dass
diese nur Apostel gewesen seien und er nun eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus habe.
Daraufhin habe man ihm mit Gefängnis gedroht und er wurde mit kaltem Wasser übergossen.
Ein Ortsältester drohte ihm Prügel an, so Mendez weiter. Er sei standhaft geblieben: „Wenn ihr
mich prügeln wollt, hier bin ich.“
Pastor jahrelang verfolgt
Ein Pastor sagte gegenüber Compass, einige Mitglieder seiner Gemeinde würden „weiterhin
einen finanziellen Beitrag für die heidnischen Feste leisten und an ihnen teilnehmen. Denn die
örtlichen Autoritäten würden alle ins Gefängnis bringen, falls sie es nicht tun." In einigen
Kommunen habe man jede Form der Mission verboten und einige Christen seien im Gefängnis
gewesen. Pastor Vasquez von Alas de Aguila, dessen Gemeinde seit 1996 auf 80 Mitglieder vor
allem aus dem Sprachraum der Tzotzil oder Tzeltal gewachsen sei, ist die Verfolgung durch
traditionalistische Katholiken nicht unbekannt. 1998 brachten ihn Kaziken für 24 Stunden ins
Gefängnis. Im Jahr 2000 wurde er nur aufgrund der Vermittlung von Religionsbeamten von
Chiapas entlassen. Die Beamten verlangten von ihm, an den traditionellen, katholischen Festen
teilzunehmen und sie mitzufinanzieren. Mitglieder seiner Gemeinde hätten daraufhin ein
Abkommen mit der Regierung unterzeichnet. Um weiter predigen zu können, habe auch Pastor
Vasquez von Alas de Aguila das Abkommen unterschrieben. Nach einem Mitgliederanstieg in
seiner evangelikalen Gemeinde, wurden er, sein Vater und seine beiden Brüder von Kaziken ins
Gefängnis gebracht. Sein Haus wurde niedergebrannt. Weitere Familienangehörige hatten sich
aus dem Haus retten können. Pastor Vasquez gelang es, aus gespendetem Holz ein neues Haus
zu bauen, doch man sperrte ihm Strom und Wasser. Seit sechs Jahren lebt er ohne Strom und
sammelt in einer Zisterne Wasser. Nach seinen Aussagen will oder kann die Regierung nichts
daran ändern. „Vergessen Sie´s – da ist nichts zu machen", habe er zuletzt von einem staatlichen
Beamten gehört, sagte Vasquez. Da er seinen Beitrag zu den Festen zu Ehren katholischer
Heiliger - an denen die Kaziken durch reichlichen Alkoholverkauf gut verdienen - verweigerte,
wurden sein Vater und seine Brüder verhaftet. Die Dorfoberen hätten sie ausgezogen, mit
kaltem Wasser und scharfen Pfefferflüssigkeiten übergossen und ihnen mit einem Spray
schmerzhafte Verbrennungen zugefügt, so Vasquez. Erst nach der Vermittlung staatlicher
Beamter wurden sie freigelassen.
Hintergrund:
Im mexikanischen Bundesstaat Chiapas kommt es immer wieder zu schlimmen Fällen religiöser
Intoleranz. Das im Hochland von Chiapas gelegene San Juan Chamula ist das Stadtgebiet mit
der schwersten und längsten Reihe von Verfolgung evangelikaler Indianer, die meistens von
Kaziken, den mächtigen kommunalen Oberhäuptern kommt. Kaziken praktizieren eine
traditionelle Religion aus einer heidnischen Mischung von römisch-katholischen
Überzeugungen und der Religion der alten Mayas. Traditionelle Kaziken haben sich als
besonders heftige Christenfeinde erwiesen. Sie glauben, dass Protestanten die Kontrolle der
Einwohner ihrer Dörfer durch die Kaziken untergraben wollen. Wenn Dörfler Christen werden,
hören sie normalerweise auf, Posh zu trinken – ein von Kaziken hergestelltes alkoholisches
Getränk. Die Christen nehmen dann auch nicht mehr an den religiös-heidnischen Festen teil,
was zu einem Einkommensverlust für die Kaziken führt.
In der Kommune Galeana der Gemeinde La Independencia wurden am 20. Januar 2007 neun
Evangelikale verhaftet, weil sie sich nicht finanziell an einem Fest der Kaziken am 8. Mai 2007
beteiligen wollten. Nach 24 Stunden ließ man die Christen frei, nachdem sie sich schriftlich
verpflichtet hatten, eine Geldbuße zu bezahlen, „die internen Abkommen" zu achten und zur
„sozialen Stabilität" der Kommune beizutragen. In Huixtan wurden 65 Christen von den
Kaziken des Ortes angewiesen, bis zum 6. Januar 2007 ihre Häuser im Gebiet Los Pozos zu
verlassen. Die Christen hatten es auch abgelehnt, die traditionellen katholischen Feste
mitzufinanzieren, an denen sie nicht mehr teilnehmen.
Evangelikalen Christen werden auch die für Bauern vorgesehenen Leistungen der Regierung aus
dem ländlichen Unterstützungsprogramm PROCAMPO verweigert. Das Programm sieht die
Verteilung von Düngemitteln und Unkrautvernichtern vor, um die Agrarproduktion und die
Viehhaltung zu verbessern.
Compass Direct/OpenDoors