20.05.2007
Pakistan: Islamisierung in Pakistan schreitet voran
Apostasiegesetz verlangt Todesstrafe für Konvertiten – 75jähriger der<br />Blasphemie beschuldigt
Pakistan: Islamisierung in Pakistan schreitet voran
Apostasiegesetz verlangt Todesstrafe für Konvertiten – 75jähriger der
Blasphemie beschuldigt
Lahore/Frankfurt am Main (10. Mai 2007) - Das sogenannte „Apostasie-Gesetz“, das für
Konversion aus dem Islam für Männer zwingend die Todesstrafe, für Frauen lebenslange Haft
vorsieht, hat in erster Lesung das Parlament passiert. Wie die Internationale Gesellschaft für
Menschenrechte (IGFM) aus Lahore erfuhr, beschuldigte am 9. Mai 2007 ein muslimischer
Angestellter den 75jährigen Besitzer eines Autohauses, einen Koran verbrannt zu haben. Dem
in der Polizeistation von Samanabad einsitzenden Angeklagten droht wegen angeblicher
Blasphemie die Todesstrafe. Die IGFM appelliert an den pakistanischen Präsidenten Musharraf,
das Apostasiegesetz zu stoppen und die versprochene Abschaffung des Blasphemiegesetzes
endlich in die Wege zu leiten.
Nach Informationen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte wurde das
Apostasiegesetz von einer Sechs-Parteien-Allianz eingebracht, einem Zusammenschluss von
überwiegend islamistischen Parteien, die aber eine Minderheit im Parlament bilden. Wegen des
Entwurfs kam es im Parlament zu einer harten Diskussion, weil einige Abgeordnete den
Entwurf als unislamisch bezeichneten. Er wurde jetzt zur Prüfung an den Justizausschuss
weitergeleitet. Laut Gesetzesvorhaben wird für Männer, die den Islam verlassen, die Todesstrafe
verhängt, für Frauen lebenslängliche Haft. Eine Bedenkzeit von 3 bis 30 Tagen zur Rückkehr
zum Islam wird dem Angeklagten eingeräumt. Selbst bei Rückkehr kann wegen der
ursprünglichen Absicht bis zu zwei Jahren Gefängnis verhängt werden. Für diejenigen, die
dreimal wechseln, ist per se die Todesstrafe vorgesehen.
Am 9. Mai 2007 wurde gegen den 75jährigen christlichen Besitzer eines Autohauses in
Lahore-Samanabad aufgrund der Aussage eines islamischen Mitarbeiters ein
Blasphemieverfahren eröffnet. Der Mitarbeiter will den Senior beim Verbrennen des Koran
beobachtet haben. Dem in der Polizeistation von Samanabad einsitzenden Angeklagten droht
die Todesstrafe. Eine aufgebrachte Menge von Muslimen hatte sich vor seinem Haus
zusammengerottet. Bereits im April hatten rund 2000 aufgebrachte Muslime die christliche
Siedlung Toba Tak Singh angegriffen und mehrere Bewohner, darunter einen 25jährigen
Körperbehinderten, verletzt. Auslöser war die angebliche Schändung islamischer Abzeichen
durch Christen.
Die IGFM ist in großer Sorge um das Schicksal der Christen in Pakistan, die aufgrund
wachsender Islamisierung nach angeblichen Blasphemievergehen zunehmend Ziele
gewalttätiger Angriffe werden. Oft geht es nur um das Privateigentum der Christen. Im Herbst
vergangenen Jahres wurde beispielsweise der Christ Ranja Masih erst nach acht Jahren Haft
vom Vorwurf der Blasphemie freigesprochen und als kranker, gebrochener Mann aus der Haft
entlassen. Die IGFM appelliert an Präsident Pervez Musharraf, das Apostasie-Gesetz zu stoppen
und die versprochene Abschaffung des bestehenden Blasphemiegesetzes in die Wege zu leiten.
Dies würde dem von ihm beanspruchten „aufgeklärten Islam“ entsprechen; ein Apostasiegesetz
würde weiterem islamischem Terror Vorschub leisten, so die IGFM.
Weitere Informationen unter www.menschenrechte.de