19.11.2007
Pakistan: Christliche Minderheit in Swat in Gefahr
Extremisten wollen islamische Herrschaft errichten
Pakistan: Christliche Minderheit in Swat in Gefahr
Extremisten wollen islamische Herrschaft errichten
ISTANBUL, 06. November 2007 - Die christliche Minderheit in Swat im Nordwesten
Pakistans ist massiv bedroht. In der Unruheregion haben Muslime mit einem Bombenanschlag
auf das Haus von Christen gedroht. Am 30. Oktober wurde einer Familie in einem anonymen
Anruf gedroht: „Werdet Muslime – oder wir werden euer Haus mit Bomben zerstören." Im
September bereits erhielt die Familie, deren Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt wird,
ein Schreiben mit einer ähnlichen Drohung. Die winzige christliche Gemeinschaft in der
nordwestlichen Grenzprovinz berichtete, dass es seit Juli zu wachsendem Druck durch
Anhänger des muslimischen Geistlichen Maulana Fazlullah gekommen sei, die das islamische
Recht (die Scharia) in einem Großteil des Swat-Tales einführen wollen. Ashan Dean von der
Church of Pakistan in Peshawar bestätigte, dass Christen in Swat zur Annahme des
islamischen Rechts gezwungen wurden. Ihnen wurden muslimische Sitten aufgezwungen.
Noch schwieriger ist das Leben für Christen seit dem Ausbruch von Kämpfen zwischen
Streitkräften der Regierung und Extremisten Ende Oktober geworden. Nur aufgrund eines
kurzen Waffenstillstands konnten die Zivilisten in Swat am 29. und 30. Oktober ihre
notwendigsten Einkäufe erledigen.
Anschläge auf Geschäfte und Mädchenschulen
Wie die Daily Times berichtete, haben Islamisten am 27. Oktober zwei Polizeibeamte und
sieben Zivilisten enthauptet und gewarnt, die Gewalt werde fortgesetzt, bis in Swat die
islamische Herrschaft aufgerichtet sei. Zwischen Juli und Oktober hätten Fazlullah treue
Extremisten 53 Bombenanschläge verübt, hieß es am 9. Oktober in der Zeitung Dawn. Dazu
kamen Sprengstoffanschläge auf als „un-islamisch" angesehene CD-Läden, Mädchenschulen
und Schneidereien von westlicher Kleidung. In Gebieten, die der staatlichen Kontrolle
entzogen wurden, haben Fazlullas-Anhänger Scharia-Gerichtshöfe eingerichtet, um denen den
Prozess zu machen, welche das islamische Recht verletzen. Ashan Dean von der Church of
Pakistan in Peshawar zufolge ist die christliche Minderheit des Tals von ca. 70 Familien „sehr
gefährdet, weil sie nicht als Gruppe zusammenleben", sondern vereinzelt in verschiedenen
Dörfern mit muslimischer Mehrheit. Um nicht aufzufallen, hätten die Christen, die zumeist nur
Straßenfeger seien, begonnen, sich muslimisch zu kleiden. Eine Christin sagte, sie und ihre
Tochter könnten jetzt nur in der Burka (Ganzkörperverschleierung) das Haus verlassen. „Man
darf nicht fernsehen und keine CDs im Haus besitzen“, berichtete sie. Die von Katholiken
geführte Sangota Public High School, eine Einrichtung nur für Mädchen, stellte den Unterricht
im September nach Eingang eines Drohbriefes für einige Zeit ein. Behauptet wurde, die
Nonnen würden die Mädchen an ehebrecherische Handlungen heranführen und an der
Bekehrung muslimischer Schülerinnen zum Christentum arbeiten. Alle Schülerinnen und
Lehrerinnen müssten die Burka anziehen. Als Reaktion auf die Extremisten sandte Pakistan
einige tausend Soldaten in das Swat-Tal. Islamisten verstärkten ihre Bemühungen zur
Einführung des islamischen Rechts in Swat, nachdem die Regierung im Juli hart gegen
22
militante Muslime in der Roten Moschee Islamabads vorgegangen war. Die Erstürmung der
Moschee hatte im ganzen Land gewaltsame Reaktionen von Islamisten ausgelöst.
Compass Direct