02.10.2007

Indonesien: Gottesdienst mit Macheten und Steinen unterbrochen

Nachbarn griffen Hausgemeinde an – Pastor: „Indonesien hat ernste Probleme“<br />

Indonesien: Gottesdienst mit Macheten und Steinen unterbrochen

Nachbarn griffen Hausgemeinde an – Pastor: „Indonesien hat ernste Probleme“

(21.09.2007, OD) – In Westen der indonesischen Insel Java wurden Christen von 100 Personen
mit Macheten und Steinen bedroht. 200 Mitglieder der Batak Protestant Church (HKBP)
feierten am 2. September gerade in einem Zelt einen Gottesdienst. Die Angreifer zwangen sie,
die Versammlung zu beenden. Die Gemeinde bemüht sich erfolglos seit Jahren um eine
Genehmigung. Im Jahr 2000 wurde die Gemeinde ohne die Genehmigung gegründet und die
Gottesdienste in Privathäusern abgehalten. „Für diesen Dienst haben wir uns jedoch eine
Genehmigung örtlicher Beamter geholt", sagte Pastor Anggiat Hutabarat, der Gemeindeleiter.
Die Angreifer – Nachbarn und Personen aus anderen Orten – lehnten ein Gespräch mit der
Gemeindeleitung ab. Sie bewarfen die Gemeindemitglieder mit Steinen und zerstörten das
Versammlungszelt. Drei Polizeibeamte versuchten, die Christen zu schützen, waren aber
zahlenmäßig unterlegen. Pastor Jau Doloksaribu und drei weitere Gemeindemitglieder wurden
am Kopf verletzt. Aufgrund des Druckes vonseiten der Familien der drei Anführer hat einer der
kommunalen Leiter von Rajeg seine Beteiligung an der Planung des Angriffs zugegeben und die
Gemeinde bedrängt, alle Anklagen fallen zu lassen. „Ob der Rechtsweg verfolgt werden sollte
oder nicht, überlasse ich ganz den Polizeibeamten", sagte HKBP-Vorsitzender für die Bezirke
Jakarta und Tangerang, Pastor Dolksaribu, der zu den Verletzten gehört. „Ich habe ihnen bereits
vergeben, auch wenn sie nicht darum gebeten haben. Das einzige, was wir wollen, ist der Welt
zu zeigen, dass die Religionsfreiheit hier wirklich ein Problem ist."
Pastor: „Indonesien hat ernste Probleme“
Als Reaktion auf Anschläge auf Kirchen hat die größte christliche Partei am 7. September eine
öffentliche Diskussion abgehalten. Bei der Versammlung sagte der Exekutivsekretär der
Indonesian Church Fellowship (PGI), Pastor Gomor Gulton, Indonesien stehe vor sechs ernsten
Problemen. „Erstens sehen wir, dass Regierungsbeamte sowie Beamte der Sicherheitskräfte sich
angewöhnen, Angriffe auf Kirchen zu ignorieren. In einigen schlimmeren Fällen haben Beamte
das Vorgehen durch die Aussage unterstützt, dass eine Wohnung missbräuchlich als
Anbetungsstätte genutzt wird", erläuterte er. „Zweitens: Obwohl unsere Verfassung religiöse
Rechte garantiert, haben die Gesetzeshüter sie nicht geschützt. Drittens ist die indonesische
Gesellschaft in religiösen Dingen sehr sektiererisch und radikal. Viertens: Die Leute nehmen das
Gesetz in die eigene Hand, indem sie diejenigen mit gewalttätigen Mitteln bestrafen, welche das
zivile oder religiöse Recht brechen. Fünftens erfolgen Kirchenangriffe unter dem Vorwand von
Demokratie, wo der Wille der Mehrheit über die Minderheit siegt, wie man in Kommunen sieht,
in denen Muslime und Christen zusammenleben.“ Als letztes, so Pastor Gultom, glauben
diejenigen, die für Kirchenschließungen eintreten, dass derartige Angriffe mit dem Gesetz
übereinstimmen würden, sei es islamisches Recht oder Zivilrecht. „Es ist ein Grund zur
Beunruhigung, wenn sie denken, sie wären bei Angriffen auf Kirchen im Recht", sagte er. Eine
Reihe von Kirchenschließungen ist dem Zwischenfall in Tangerang vorausgegangen. Seit
Anfang 2007 wurden im Westen und im Zentrum von Java mindestens 20 Kirchen und
Anbetungszentren zwangsweise geschlossen.
Compass Direct/OprenDoors