05.10.2007

Religionsfreiheit: Baptisten sollen sich für Religionsfreiheit für Muslime einsetzen

29.09.07 - B u d a p e s t (idea) – Die 800.000 Baptisten in Europa sollen sich verstärkt für
Religionsfreiheit einsetzen. Sie sollen dabei nicht nur für die eigenen Rechte kämpfen, sondern
auch dafür, dass in Europa lebende Muslime Moscheen oder Hindus und Buddhisten Tempel
bauen dürfen. Dazu hat der frühere Generalsekretär des Baptistischen Weltbundes (BWA),
Denton Lotz (Falls Church bei Washington), auf der Ratstagung der Europäischen Baptistischen
Föderation (EBF) in Budapest aufgerufen.
Das viertägige Treffen ist am 29. September zu Ende gegangen. Die 150 Delegierten befassten
sich vor allem mit Religionsfreiheit und Menschenrechten. Das baptistische Grundprinzip der
strikten Trennung von Kirche und Staat sei unaufgebbar, hieß es. Baptisten könnten deshalb
keine Staatskirchen akzeptieren. „Überall wo gegen dieses Prinzip verstoßen wird, ist Unfreiheit
die Folge“, sagte Lotz. Dies gelte vor allem für muslimische Territorien, aber auch für Länder
mit christlicher Staatsreligion: „In den Augen des Staates muss jede Religion gleichberechtigt
sein.“ Dazu gehöre auch das Recht für jedermann, die Religion zu wechseln. Lotz wandte sich
ferner gegen jede Form von religiösem Fanatismus. Auch für christlichen Fanatismus dürfe es
innerhalb der baptistischen Bewegung keinen Raum geben.
UdSSR wegen Christenverfolgung zusammengebrochen
Lotz bedauerte, dass immer wieder Christen wegen ihres Glaubens verfolgt würden. Er erinnerte
an das Schicksal des Baptistenpastors Zaur Balayev in Aserbeidschan. Der 44-Jährige sitzt seit
Mai in Haft und sei Opfer ungerechtfertiger Anschuldigungen. Lotz rief zum Gebet für Balayev
auf. Zugleich verwies er darauf, dass das „Blut der Märtyrer der Same der Kirche“ sei. Er zeigte
sich überzeugt davon, dass die frühere Sowjetunion auch wegen der Christenverfolgung
zusammengebrochen sei. Ein Regime, das Christen verfolge und unter Druck setze, habe keinen
Bestand: „Am Ende wird Gott siegen.“ Der Leiter der EBF-Arbeitsgruppe „Religionsfreiheit“,
Christer Dealander (Stockholm), stellte eine Umfrage unter den EBF-Mitgliedsbünden über
Verstöße in europäischen Ländern gegen die Religionsfreiheit vor. So werde den Baptisten in
Albanien und Serbien die staatliche Anerkennung als Religionsgemeinschaft verwehrt, und in
Mazedonien würden sie als ausländische Sekte behandelt. Dealander kritisierte ferner, dass es
in vielen europäischen Ländern Tendenzen gebe, aus Sorge vor einem gewalttätigen Islamismus
die Freiheitsrechte aller Muslime einzuschränken. Dies könnten Baptisten nicht akzeptieren.
Gegen Zwangsprostitution kämpfen
Ferner wurde zum Kampf gegen Zwangsprostitution aufgerufen. Baptisten sollten sich hier
genauso engagieren wie Christen vor 200 Jahren für die Abschaffung der Sklaverei, sagte der
schwedische Baptistenpastor Sven-Gunnar Liden (Stockholm). Er schätzt, dass in Europa
mindestens 10.000 Frauen gegen ihren Willen zur Prostitution gezwungen werden. Allein in
Deutschland wurden im vergangenen Jahr 775 Fälle aufgedeckt. Der Generalsekretär der
Europäischen Evangelischen Allianz, Gordon Showell-Rogers (London), unterstrich die
Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit der EBF. Er begründete dies mit der zunehmenden
Säkularisierung. Christen müssten ihre Überzeugungen und Werte gegenüber der Europäischen
Union zu Gehör bringen: „Wir haben nicht weniger Rechte als andere Gruppierungen, die sich
in Europa lautstark zu Wort melden.“