17.10.2007

Thema Christenverfolgung - Jahrbuch „Märtyrer 2007“ neu erschienen

Jeder zehnte Christ aus Glaubensgründen diskriminiert

Thema Christenverfolgung - Jahrbuch „Märtyrer 2007“ neu erschienen

Jeder zehnte Christ aus Glaubensgründen diskriminiert

 

IGFM: Deutsche haben sich an die Entrechtung von Christen im Ausland gewöhnt
Bonn / Frankfurt am Main (10. Oktober 2007) – Von den weltweit rund 2,1 Milliarden Christen
leiden ca. 200 Millionen – also etwa jeder zehnte Christ – wegen ihres Glaubens unter
Diskriminierungen, schwerwiegenden Benachteiligungen und zum Teil heftigen Anfeindungen
bis hin zu Verfolgung. Informationen dazu liefert das neue Jahrbuch zur Christenverfolgung, das
heute in Bonn von den Herausgebern, der Deutschen Evangelischen Allianz und der
Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), vorgestellt worden ist. Das
Taschenbuch „Märtyrer 2007“ ist als Dokumentation der evangelischen Nachrichtenagentur idea
erschienen und über den Buchhandel oder die Herausgeber erhältlich.
Im vergangenen Jahr ist die Lage der meisten betroffenen Christen gleichbleibend angespannt
geblieben oder hat sich sogar noch weiter verschlechtert. Vor allem im Irak hat sich die
Situation dramatisch zugespitzt. Drei Viertel der christlichen Iraker haben wegen gezielter
Einschüchterungen, Übergriffen und Entführungen ihre Heimat verlassen. Auch in Indien und
Pakistan ist die Zahl der Drohungen und Gewalttaten durch nichtstaatliche Extremisten weiter
gestiegen. Völlig neu sind in Pakistan Drohungen gegen Christen, entweder zum Islam
überzutreten oder vertrieben zu werden.
Informationslage hat sich verbessert
Bei der Vorstellung des Jahrbuches in Bonn erläuterte Prof. Dr. mult. Thomas Schirrmacher,
Vorstandsmitglied der IGFM und Geschäftsführer des Arbeitskreises Menschenrechte der
Deutschen Evangelischen Allianz: "Es ist erfreulich, dass es wie bei anderen
Menschenrechtsverletzungen immer selbstverständlicher wird, Verletzungen der
Religionsfreiheit und Verfolgung aus religiösen Gründen zu dokumentieren und anzuprangern
und Medien und Politik das Thema nicht mehr verschämt verschweigen." "Die Zusammenarbeit
zwischen Menschenrechtsorganisationen wie der IGFM, Forschungseinrichtungen und
religiösen Gruppierungen bewährt sich immer mehr und sorgt dafür, dass die Qualität der
Dokumentation von Verletzungen der Religionsfreiheit zunimmt. Verfolgte Christen, Bahai,
Falun Gong und viele andere danken es uns.", so Schirrmacher weiter.
Dass der Weg von der Dokumentation von Verbrechen bis zu ihrer Überwindung noch lang ist,
betonte IGFM Mitarbeiter Max Klingberg: „Es ist erschreckend, wie sehr sich unsere
Gesellschaft an die alltägliche Entrechtung christlicher Minderheiten gewöhnt hat. Nimmt man
internationale Rechtsstandards als Maßstab, so ist die Lage von Millionen von Christen
haarsträubend und zum Teil auch eine einzige Katastrophe. Im beschaulichen Mitteleuropa
braucht es ein gehöriges Maß an Vorstellungskraft, um sich auch nur annähernd in die tägliche
Lebenswirklichkeit von Millionen anderer Christen hinein zu denken.“
Religiös und politisch motivierte Verfolgung von Christen
Dabei ist die Liste der Staaten, in denen Christen diskriminiert, ja zum Teil heftig diskriminiert
oder verfolgt werden, bedrückend lang. Dazu zählen neben Indien, in dem extremistische
Hinduisten für eine Vielzahl von Gewaltverbrechen an Christen verantwortlich sind, vor allem
die verbliebenen Einparteiendiktaturen sozialistischer Prägung und auch das neomarxistische
Regime in Eritrea. Bei der Mehrheit der Länder, in denen Christen um ihres Glaubens willen
leiden, handelt es sich allerdings um islamisch geprägte Staaten. Darunter sind mitnichten nur
die ärmsten Entwicklungsländer, sondern auch wohlhabende Golfstaaten und
Urlaubs-„Paradiese“ wie Ägypten.
Internationales Institut für Religionsfreiheit
Prof. Schirrmacher stellte während der Pressekonferenz auch die Arbeit des Internationalen
Institutes für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz vor, dessen Direktor er ist:
"Das Institut will zum einen dafür sorgen, dass das Thema Religionsfreiheit in der
akademischen Forschung heimisch wird. So wurde gerade auf unser Betreiben eine
entsprechende Forschungsprofessur an einer staatlichen Hochschule in Südafrika eingerichtet.
Gleichzeitig will es die Methoden der wissenschaftlichen Forschung für die Dokumentation von
Christenverfolgung und Verfolgung Gläubiger anderer Religionen fördern und aktivieren, damit
Politik und Medien verlässliche Daten erhalten. Auch hier können wir erhebliche Fortschritte
verzeichnen."
Zum Inhalt des Jahrbuches
Das Jahrbuch dokumentiert unter anderem den Beschluss des Bundestages, der die
Bundesregierung auffordert, sich weltweit gegen Christenverfolgung und Verfolgung anderer
Religionen einzusetzen, so wie die Rede der menschenrechtspolitischen Sprecherin der
Unionsfraktion Erika Steinbach in der dazugehörenden Bundestagsdebatte. Fachleute, wie Dr.
Tessa Hofmann vom Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin, liefern geschichtliche und
aktuelle Länderberichte zu Indonesien und der Türkei. Thomas Schirrmacher legt seinen Vortrag
zugunsten eines Ethik-Codes der Weltweiten Evangelischen Allianz gemeinsam mit Vatikan
und Weltkirchenrat vor. Die Gesellschaft für bedrohte Völker warnt vor dem Ende der
christlichen Minderheit im Irak. Open Doors dokumentiert die Lage weltweit sowie Übergriffe
gegen Christen in Indien. Dazu gibt es weitere Dokumente und Informationen, so eine
Darstellung des wegweisenden Asyl-Urteils des Verwaltungsgerichts Stuttgart zugunsten einer
zum Christentum konvertierten Iranerin und Hintergrundinformationen zur Ermordung von drei
Christen in Malatya (Türkei).