04.09.2007

Afghanistan: Evangelikale Deutsche entführt

Christine M. ist Büroleiterin des Hilfswerks Ora International in Kabul.

Afghanistan: Evangelikale Deutsche entführt

Christine M. ist Büroleiterin des Hilfswerks Ora International in Kabul.

 

K a b u l (idea) - 19.08.07– In Afghanistan ist eine deutsche Evangelikale entführt worden.
Bewaffnete Männer verschleppten am 18. August die 31-jährige Christine M. vor den Augen
ihres Ehemanns Thomas aus einem Imbiss in der Hauptstadt Kabul. Der Mann konnte
entkommen. Die vier Entführer zerrten die Frau in einen blauen Toyota Corolla und flüchteten.
Afghanische Polizei folgte dem Fahrzeug und eröffnete das Feuer.
Die Beamten verfehlten das Auto, trafen aber ein Taxi, dessen Fahrer getötet wurde. Die
Sicherheitskräfte wollen verhindern, dass die Geiselnehmer den Raum Kabul verlassen.
Christine M. soll schwanger sein. Seit etwa einem Jahr leitet sie das Büro der christlichen
Hilfsorganisation Ora International in Kabul. Früher war sie für einen evangelikalen Verlag in
Süddeutschland tätig. Ora wurde 1981 von Heinrich Floreck gegründet, der die Organisation
noch heute leitet. Sie ist in etwa 30 Ländern tätig, seit 1991 auch in Afghanistan. 20 Mitarbeiter
sind vor allem in der Gesundheitsvorsorge engagiert. Der Krisenstab des Auswärtigen Amts
bemüht sich um die Aufklärung der Entführung und die Freilassung von Christine M.. Die
radikal-islamischen Taliban, die am 19. Juli 23 christliche Aufbauhelfer aus Südkorea entführt
haben, wollen mit dem jüngsten Fall nichts zu tun haben. Von den Südkoreanern wurden zwei
Männer ermordet und zwei kranke Frauen freigelassen. Die Taliban wollen die übrigen
Verschleppten im Austausch für inhaftierte Gesinnungsgenossen auf freien Fuß setzen. Das
lehnt die afghanische Regierung ab. Die Verhandlungen mit südkoreanischen Unterhändlern
sind nach Taliban-Angaben ebenfalls vorerst gescheitert. Weiter in der Gewalt von
Geiselnehmern in Afghanistan befindet sich der seit über einem Monat verschleppte deutsche
Bauingenieur Rudolf B. (62). Sein Begleiter war in der Gefangenschaft ermordet worden.
Frühere Taliban-Geisel: Kein Rückzug aus Afghanistan
Zuletzt waren 2001 Christen aus Deutschland in die Hand der Taliban geraten. 102 Tage lang
hielten sie waren acht ausländische Mitarbeiter des Hilfswerks Shelter Now (Unterschlupf Jetzt)
als Geiseln, darunter vier Deutsche. Sie wurden schließlich von US-Truppen befreit. Eine der
damaligen Taliban-Geiseln, die Lehrerin Margrit Stebner (Braunschweig), hat sich jetzt gegen
einen Rückzug christlicher Hilfswerke aus Afghanistan ausgesprochen. Vielmehr müsse die
Aufbauhilfe verstärkt werden, wenn das Land zu Ruhe und Frieden zurückkehren solle, sagte sie
gegenüber idea. Sie ist gegen einen Abzug oder eine Verringerung der ISAF-Truppen. Sie seien
die Garantie für Sicherheit und auch für die humanitäre Hilfe. Ohne Schutztruppen gebe es
keine Chance für Frieden in Afghanistan. Außerdem gehe es um den Kampf gegen den
internationalen Terrorismus. Die Taliban unterstützten das Terror-Netzwerk El Kaida, so Frau
Stebner.