04.09.2007

Deutschland: Kardinal Lehmann - Religionsfreiheit Kriterium für Dialog

Mainz-Bonn/Deutschland, 30.08.2007 (KAP) Der Vorsitzende der römisch-katholischen
Bischofskonferenz Deutschlands, Kardinal Karl Lehmann, hält den interreligiösen Dialog für
unverzichtbar, will ihn aber an bestimmte Voraussetzungen geknüpft sehen.
Ein zentrales Kriterium sei das Eintreten für Religionsfreiheit, betonte er laut einem
Kathpress-Bericht vom 30. August in Mainz. Die Anerkennung der Religionsfreiheit als eines
Menschenrechts sei Prüfstein dafür, ob eine Religion sich den Spielregeln des menschlichen
Zusammenlebens unter heutigen Bedingungen stelle.
Gewaltproblem von elementarer Bedeutung
Ein Dialog sei nur dann möglich, so Lehmann, wenn man zunächst einander als ebenbürtig
akzeptiere, unbeschadet aller Unterschiede. Das Gewaltproblem sei in jeder Religion von
elementarer Bedeutung, betonte der Kardinal. Wer seine Überzeugungen mit Macht und Gewalt
durchsetzen wolle, schließe sich aus jedem verantwortungsvollen Dialog der Religionen aus.
Die missionarische Ausrichtung von Religion stehe im Dienst des Menschen und dürfe nicht
dazu führen, dass die Freiheit, zu glauben oder nicht zu glauben, gefährdet oder verletzt wird.
Türkei
Die beiden großen christlichen Kirchen Deutschlands hatten sich wiederholt wegen der
unbefriedigenden Lage der nichtmuslimischen Minderheiten gegen die Aufnahme der Türkei in
die Europäische Union unter den derzeitigen Voraussetzungen ausgesprochen. Lehmann und der
Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber von
Berlin-Brandenburg, hatten gemeinsam betont, dass es für Christen in der Türkei keine
Religionsfreiheit gebe. Die christlichen Kirchen existierten dort im rechtsfreien Raum. Der im
Phanar in Istanbul residierende Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. als Oberhaupt der
orthodoxen Christenheit wird vom türkischen Staat andauernd drangsaliert und schikaniert.
Religiöse Minderheiten
Die beiden deutschen Grosskirchen hatten die deutsche Regierung aufgefordert, der Türkei sehr
deutlich zu verstehen zu geben, dass sie in ihrem Streben nach EU-Mitgliedschaft nicht daran
vorbeikommen werde, den religiösen Minderheiten im Land die Rechte zu gewähren, die von
Muslimen in EU-Staaten in Anspruch genommen werden.
APD/Quelle: Katholische Nachrichtenagentur Kathpress (KAP), Wien/Österreich