04.09.2007
Laos: Bei groß angelegten Polizeiaktionen starben 13 Christen; 200 wurden verhaftet
Vietnamesische und laotische Beamte unterstellen Christen Kampf gegen die Regierung
Laos: Bei groß angelegten Polizeiaktionen starben 13 Christen; 200 wurden verhaftet
Vietnamesische und laotische Beamte unterstellen Christen Kampf gegen die Regierung
Vietnamesische und laotische Beamte unterstellen Christen Kampf gegen die Regierung
LOS ANGELES, 14. August 2007 – In der Volksrepublik Laos haben Soldaten und Polizisten
im vergangenen Monat bei groß angelegten Hausdurchsuchungen mindestens 13 Christen
getötet und etwa 200 Angehörige einer evangelikalen Gemeinde mit 1.900 Mitgliedern aus dem
Dorf Ban Sai Jarern in der nordwestlaotischen Provinz Bokeo festgenommen. Wie der
Informationsdienst Compass Direct berichtete, stammen die Christen aus dem Hmong-Stamm
und waren zumeist vor religiöser Verfolgung aus Vietnam in die Volksrepublik Laos geflüchtet
und untergetaucht. Im August 2006 begannen vietnamesische und laotische Polizisten, die
Christen zu verfolgen, da sie in ihnen Verbündete des Generals Van Pao vermuten. Unter den
getöteten Christen ist auch Neng Mua, der sich in den Bergen vor der Polizei versteckt hatte.
Am 7. Juli ging er zum Haus eines Bewohners seines Heimatdorfes, um Lebensmittel zu
erbitten. Sein einstiger Freund erschoss ihn jedoch, da er ihn für ein Mitglied der
„Befreiungsarmee" hielt.
Christen sofort erschossen
Die Polizei fahndete in Reisfeldern und Bergen intensiv nach Christen und machte sofort von
der Schusswaffe Gebrauch, hieß es. „Viele Christen wurden getötet und schlimm verwundet",
sagte ein Informant, der ungenannt bleiben möchte. „Frauen und Kinder wurden verhaftet und
ins Gefängnis geschickt." Christlichen Quellen zufolge erschoss die Polizei auch Seng Wue am
Straßenrand, nachdem er und andere Christen hungrig und erschöpft aus ihrem Versteck kamen
und sich den Beamten stellen wollten. Gemeldet wurde auch, Soldaten hätten zwei weitere
Christen an einem Kontrollpunkt auf der Straße zum Dorf Don Sawan erschossen. Deren
Namen sind noch nicht bestätigt. Am 13. Juli sollen Soldaten einen Mann von der Gemeinde in
Ban Sai Jarern erschossen haben. Der Mann soll Jong Wue Lao, einem Ausschussmitglied der
Gemeinde in Ban Sai Jarern, ähnlich sehen. Jong Wue Lao war den Behörden am 3. Juli bei
einer Durchsuchung entgangen. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Bei diesem Zwischenfall
hätten die Soldaten acht bis zehn Christen erschossen, hieß es. Ob sich Lao und seine Begleiter
unter den Toten befinden, ist unklar. Am 12. Juli wurden die Leiter der Gemeinden Ban Fay
sowie Ban Sawan, Jue Por Wang und Wang Lee Wang, verhaftet. Die Polizei soll Mitglieder
ihrer Gemeinden zu Aussagen gezwungen haben. Demnach sollen sie bestätigten, dass Christen
bzw. weitere Gemeindemitglieder von General Vang Pao finanziert werden, um Christen für den
Kampf gegen die Regierung ausbilden. Seit dem 16. Juli ist auch der Lehrer Chaicheng Lee von
der Gemeinde in Ban Sai Jarern verschwunden. Der 38-Jährige soll am 4. Juli bei einer
Hausdurchsuchung festgenommen worden sein. Die Polizei beschlagnahmte Unterlagen über
Leiter, Mitglieder und Aktivitäten der Kirchengemeinde. Nach Aussagen von Christen der
Gegend zwingt die Polizei verhaftete Gläubige zu einer Erklärung, Pastor Lee würde mit
finanzieller Unterstützung von Vang Pao Christen für einen Sturz der Regierung trainieren.
Nach Compass Direct-Informationen haben örtliche Dorfobere, kommunistische Ausschussmitglieder und andere Gegner des Christentums die Polizei gedrängt, die Christen in
Haft zunehmen. In jedem Dorf übernehme ein örtlicher Leiter die Beobachtung des
Aufenthaltsorts und der Aktivitäten von jeweils zehn bis 15 christlichen Familien, besonders
wenn sie die Gegend verlassen, heißt es. Ohne Genehmigung dürften sie keine Mobiltelefone
benutzen, Lebensmittel kaufen oder ihr Dorf verlassen. Christen auf dem Weg in andere Dörfer
würden beschattet.
Seit Juli rund 800 Soldaten stationiert
Etwa 100 vietnamesische Soldaten suchen seit Mai zusammen mit Beamten aus Laos und
Vietnam in Ban Sai Jarern nach vietnamesischen Hmong. Seit Juli sind in der Provinz Bokeo
600 bis 800 laotische sowie 200 vietnamesische Soldaten stationiert, sagen Christen. Ban Sai
Jarern und andere Kommunen in der Nähe wurden abgeriegelt – niemand darf hinein oder
heraus, so dass sich die Gemeinde in diesem Ort nicht mehr zum Gottesdienst versammeln
konnte. Die vor den Soldaten und Polizisten in die Berge geflohenen Männer haben mitgeteilt,
es gebe nichts zu essen; um zu überleben, würden sie Bananenblätter essen. Schätzungsweise
befinden sich 52 Familien aus fünf Dörfern, darunter 30 Hmong-Familien aus Ban Sai Jarern,
in Haft. Das sind fast alle bekannten Hmong-Familien aus Vietnam in dieser Gegend. Von den
6,3 Millionen Einwohnern Laos sind 61 Prozent Buddhisten, 31 Prozent gehören zu
Stammesreligionen, vier Prozent sind nichtreligiös, ein Prozent sind Muslime und rund 3
Prozent sind Christen.
Flüchtlinge im Visier, Gemeindeleiter verschwunden
Am 5. Oktober 2006 verhafteten laotische und vietnamesische Beamte in Sai Jarern fünf nach
Laos geflüchtete Gemeindeleiter aus Vietnam und schoben sie nach Vietnam ab. Saoma Lao,
der vor seiner Flucht nach Laos der Christlichen Kirche im Dorf Geahkoh vorstand, soll tot sein.
Eine Bestätigung dieser Information steht aus. Bestätigt wurde hingegen, dass einer der fünf
Hmong-Gemeindeleiter lebt. Sein Aufenthaltsort ist jedoch wie bei den Übrigen – Jue Lao,
Thayeng Lei und der kirchliche Jugendleiter Lei Yang – unbekannt.
Vorwurf: Christen wollen die Regierung stürzen
Seit dem Vietnamkrieg, als frühere Generationen der Hmong US-Streitkräfte unterstützten, sind
vietnamesische und laotische Kommunisten ihnen gegenüber feindselig eingestellt. Da sie das
Christentum mit den USA verbinden, vermuten die Behörden, alle Hmong-Christen würden
General Vang Pao unterstützen, der an der Seite von US-Soldaten gekämpft hatte. Van Pao und
neun seiner Mitstreiter sind im US-Staat Kalifornien aufgrund des Verdachts, den Sturz des
kommunistischen Regimes in Laos zu planen, im Juni verhaftet worden.
Christlichen Quellen zufolge haben sich schnell wachsende Kirchengemeinden in der Provinz
Bokeo den Unmut sowohl der laotischen als auch der vietnamesischen Regierung zugezogen,
weil sie aus Vietnam und anderen Teilen von Laos verfolgte und geflüchtete Hmong-Christen
unterstützen. Bis vor einem Jahr waren die 4 000 christlichen Hmong von Bokeo nicht mit
Verfolgung konfrontiert. Das harte Vorgehen in Ban Sai Jarern geht auf die Ergreifung von zwei
Hmong-Frauen in Vietnam zurück, die im August 2006 von dort zurückgekehrt waren, um ihre
Schwiegereltern und andere Verwandte zu besuchen. Sie wurden verhaftet, gaben aber nicht die
Wohnorte anderer Vietnamesen preis, die nach Ban Sai Jarern und in andere Dörfer von Laos
geflohen waren.
Man beschuldige die Christen nicht nur, sich General Vang Pao anzuschließen und einer
„amerikanischen Religion" anzuhängen, Dorfbewohner hätten ihnen auch vorgeworfen, mit
Drogen zu handeln und religiöse Gesetze zu brechen. „Wir waren nie am Gebrauch oder
Verkauf illegaler Drogen beteiligt", sagte ein Christ aus diesem Gebiet. „Und selbst wenn
Menschen Christen werden wollen, nachdem sie geheilt wurden, raten wir ihnen, zuerst einmal
die Regierung über ihre Absicht, Christen zu werden, zu informieren; und erst dann, wenn sie
deren Genehmigung erhalten haben, nehmen wir sie auf." Die Gemeinden würden sich
außerdem alle Großveranstaltungen genehmigen lassen und Beamte zu ihren Festen einladen.
„Wir appellieren an die laotische Regierung, unsere inhaftierten Brüder und Schwestern
freizulassen, denn sie sind unschuldig.", sagte er und forderte für die Christen die Freiheit zum
Gottesdienst sowie die Gewährung der ihnen zustehenden Rechte. Etwa 50 Flüchtlinge, die
Lebensmittel und Wasser benötigen, sollen an der Grenze zu Thailand leben. Sie seien
„gebrochen, weil ihre Frauen und Kinder im Gefängnis sind."
Compass Direct/OpenDoors