15.09.2007

Deutschland: Bischöfin Käßmann warnt vor Verdammung von Konvertiten


Wie gefährlich sind Konvertiten? Zum Islam übergewechselte Deutsche suchen nach Ansicht
von Unions-Politiker Bosbach ganz bewusst Kontakt zur gewaltbereiten islamistischen Szene.
Bischöfin Käßmann warnt dagegen vor einer Hysterie.
Kassel-Dortmund/Deutschland, 07.09.2007 (ddp/Der Spiegel) "Wenn von 3,5 Millionen
Muslimen in Deutschland 18.000 deutschstämmig sind, und 4000 in diesem Jahr konvertieren,
sind das doch sehr geringe Zahlen", sagte Margot Käßmann, Bischöfin der
evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover vor Forderungen nach einer generellen
Überwachung von Deutschen, die zum Islam konvertieren. "Wir dürfen jetzt nicht in Hysterie
verfallen", warnte sie in der Zeitung "Hessische/Niedersächsische Allgemeine". Zwei der drei
am Dienstag festgenommenen Terrorverdächtigen waren Konvertiten.
Oft seien zwar diejenigen, die konvertiert sind, die vehementesten Verfechter der neuen
Religion, räumte Käßmann ein. "Das gibt es aber auch im Christentum." Wer fordere,
Konvertiten besonders zu beobachten, müsse auch die Konsequenzen bedenken. "In
muslimischen Staaten wie Indonesien oder der Türkei kritisieren wir, dass es keine Freiheit gibt
zu konvertieren und Menschen verfolgt werden und um ihr Leben bangen müssen, wenn sie
zum Christentum übertreten. Deshalb denke ich, Religionsfreiheit heißt auch, dass das
Konvertieren an sich keinesfalls sofort unter Verdacht gestellt werden darf - bei aller Angst, die
ich verstehe."
Der Unions-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach ist ganz anderer Meinung. Zum Islam konvertierte
Deutsche suchen seiner Ansicht nach ganz bewusst Kontakt zur gewaltbereiten und fanatischen
islamistischen Szene. "Der Kreis potentieller Gefährder wurde damit größer", sagte der
CDU-Politiker den "Ruhr Nachrichten".
Das Phänomen der Religionswechsler sei nicht neu, erschwere aber die Ermittlungen, sagte
Bosbach. "Die Attentäter können aus der Mitte der Gesellschaft stammen." Er halte es für
denkbar, Konvertiten zu überwachen. "Man sollte ernsthaft prüfen, ob und inwieweit diese
Maßnahme einen objektiven Sicherheitsgewinn bringen kann", sagte Bosbach.
Quelle: Agentur ddp/Der Spiegel