22.09.2007
Türkische Justiz stellt Ermittlungen gegen Ökumenischen Patriarchen ein
Ankara/Türkei, 12.09.2007/APD Wie die Staatsanwaltschaft in Istanbul mitteilte, stellt die
türkische Justiz ihre "Ermittlungen" gegen den griechisch-orthodoxen Erzbischof von
Konstantinopel und Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. wegen des Gebrauchs des
historischen Titels "Ökumenischer Patriarch" ein. Zu einer strafrechtlichen Verfolgung des
Patriarchen wegen einer Rede im Juli bestehe kein Anlass, so die zuständigen Justizbehörden.
Die Staatsanwaltschaft des Istanbuler Stadtteils Beyoglu ermittelte seit Juli gegen
Bartholomaios I., weil er in einer Ansprache beim Welttreffen der Jugend des Ökumenischen
Patriarchats in Istanbul seinen Anspruch auf den Titel bekräftigt hatte. Wie die
Nachrichtenagentur Kathpress (Wien) berichtet, hatte das Oberste Berufungsgericht der
Türkei dem Kirchenoberhaupt in einem Grundsatzurteil im Juni das Recht abgesprochen,
diese Bezeichnung zu führen. Das Patriarchat unterstehe den türkischen Gesetzen, nach denen
es keine rechtliche Grundlage für die Bezeichnung "ökumenisch" gebe, entschied das Gericht
damals in einem Rechtsstreit zwischen dem Patriarchat und einer bulgarisch-orthodoxen
Pfarre in Istanbul.
"Das Patriarchat ist seit dem 6. Jahrhundert ökumenisch", sagte Bartholomaios I. dagegen in
seiner Rede im Juli. Das sei "ein historischer Titel, den die ganze Welt kennt". Ein Funktionär
der bulgarisch-orthodoxen Pfarre erstattete daraufhin Strafanzeige wegen Missbrauchs eines
religiösen Amtes.
Der Titel "ökumenisch" ist seit vielen Jahren ein Konfliktthema zwischen dem Patriarchat
und den türkischen Behörden, die diese Bezeichnung strikt ablehnen. Sie sehen den
Patriarchen von Konstantinopel lediglich als Oberhaupt der griechisch-orthodoxen
Minderheit im Land, wobei die türkische Bezeichnung "römisch-orthodox" (rum-ortodoks)
lautet.
Laut Kathpress hatte die Vorgangsweise der Behörden in Istanbul im Aussenministerium in
Ankara zu verzweifeltem Händeringen geführt, weil es massive Interventionen aus aller Welt
gab und der türkischen Justiz eine dramatische Blamage bevorstand.