23.12.2008
Asien: Vielen Christen graut vor Weihnachten
Die Ausgabe 2008 des Jahrbuchs ‚Märtyrer‘ informiert über die Lage von Christen in Ländern, in denen sie aufgrund ihres Glaubens angefeindet und verfolgt. Die ideaDokumentation* ist im Internet unter www.doku.idea.de zu bestellen
Asien: Vielen Christen graut vor Weihnachten
Die Ausgabe 2008 des Jahrbuchs ‚Märtyrer‘ informiert über die Lage von Christen in Ländern, in denen sie aufgrund ihres Glaubens angefeindet und verfolgt. Die ideaDokumentation* ist im Internet unter www.doku.idea.de zu bestellen
N e u D e l h i / J a k a r t a / B a g d a d (idea) - 23.12.08– Viele Christen im Mittleren und Fernen Osten sehen Weihnachten mit Angst entgegen. Sie befürchten gewalttätige Übergriffe durch Extremisten oder Staatsorgane. Besonders bedrohlich ist die Lage in Indien, Indonesien, dem Irak, Bangladesch, Sri Lanka, Vietnam und China.
Im indischen Bundesstaat Orissa hat der Staat die Schutzmaßnahmen für die christliche Minderheit verstärkt. Rund 4.000 Sicherheitskräfte wurden stationiert, berichtet die Zeitung Times of India. Auch die Kirchengemeinden selbst erhöhen ihre Schutzmaßnahmen, etwa durch Überwachungskameras. Zwar haben militante Hindugruppen ihren für den 25. Dezember angekündigten Generalstreik abgesagt, doch wollen sie der Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) zufolge an diesem Tag des extremistischen Religionsführers Swami Laxmanananda Saraswati gedenken, der Ende August ermordet wurde. Danach brach antichristliche Gewalt aus. Obwohl sich die verbotene „Kommunistische Partei Indiens – Maoisten" zu dem Attentat bekannte, machen Hindu-Extremisten Christen für die Bluttat verantwortlich. Seither sind bei Übergriffen militanter Hindus nach Angaben des Gesamtindischen Christenrats rund 200 Christen ermordet, 18.000 verletzt und 53.000 vertrieben worden. Über 4.600 Häuser gingen in Flammen auf, darunter 150 Kirchen, Gemeinde- und Waisenhäuser. Von den 1,1 Milliarden Bürgern Indien sind 82 Prozent Hindus, zwölf Prozent Muslime und ebenfalls drei Prozent Christen.
Erhöhte Alarmbereitschaft in Indonesien
Im überwiegend muslimischen Indonesien sind die Sicherheitskräfte über Weihnachten in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden. Befürchtet werden Gewalttaten extremistischer Muslime. Der Alarmszustand soll am Heiligabend beginnen und zehn Tage dauern. Wie das Hilfswerk Open Doors berichtet, befürchten einige evangelikale Gemeinden auch, dass ihnen die Behörden verbieten, Gottesdienste zu halten. Ihnen werde vorgehalten, dass sie die Auflagen für eine staatliche Anerkennung nicht erfüllten. Dazu muss eine Gemeinde mindestens 90 Mitglieder haben und die Zustimmung von 60 Anwohnern unterschiedlicher Religionszugehörigkeit nachweisen. Indonesien versteht sich als säkularer Staat. Von den rund 220 Millionen Einwohnern sind etwa 80 Prozent Muslime, 16 Prozent Christen, zwei Prozent Hindus sowie jeweils ein Prozent Buddhisten und Anhänger von Stammesreligionen.
Tötungskampagne im Irak
Auch im Irak fürchten Christen weitere Übergriffe muslimischer Extremisten. Aus Angst um ihr Leben haben Tausende Christen etwa die nordirakische Stadt Mossul verlassen. Dem EKD-Ratsvorsitzenden, Bischof Wolfgang Huber (Berlin), zufolge sprechen deutliche Anzeichen für eine „regelrechte Tötungskampagne und eine straff organisierte Vertreibungskampagne gegen die Christen". Ende November hatten die europäischen Innenminister beschlossen, ein Kontingent von 10.000 besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen aus dem Irak aufzunehmen. 2.500 Personen sollen nach Deutschland kommen. Fast drei Viertel der irakischen Christen sind seit dem Einmarsch alliierter Truppen im März 2003 vor Entführungen, Plünderungen und Mord geflohen. Insgesamt leben noch rund 450.000 Christen im Irak. Von den 26,7 Millionen Einwohnern des Landes sind 95 Prozent Muslime.
Bangladesch: Buddhisten nehmen Christen gefangen
In Bangladesch haben Buddhisten 13 neubekehrte Christen gefangen genommen. Sie wollen sie zur Rückkehr zum Buddhismus zwingen, berichtet der Informationsdienst Compass Direct. Am 10. Dezember hätten sie die Christen in eine Pagode in Jorachuri verschleppt, ihnen das Haar geschoren und sie gezwungen, buddhistische Gewänder anzuziehen. Andere Christen seien daraufhin in den Untergrund gegangen. Rund 83 Prozent der 139 Millionen Einwohner Bangladeschs sind Muslime und 16 Prozent Hindus. Christen und Buddhisten machen zusammen etwa ein Prozent aus.
Sri Lanka: Keine Waffenruhe über Weihnachten
In Sri Lanka haben Kirchenleiter vergeblich eine Waffenruhe im Kampf zwischen der Regierung und tamilischen Rebellen während der Weihnachtsfeiertage gefordert. Er sei tief enttäuscht über die Absage der Regierung, erklärte der anglikanische Bischof Kumara Illangasinghe gegenüber der ökumenischen Nachrichtenagentur ENI. Allein im laufenden Jahr seien mehr als 10.000 Menschen getötet worden. Seit 25 Jahren kämpfen hinduistische Tamilen im Norden des früheren Ceylon für einen eigenen Staat. Von den etwa 20 Millionen Einwohnern sind nach Angaben der dortigen Evangelischen Allianz rund 70 Prozent Buddhisten, 14 Prozent Hindus, 8 Prozent Muslime und 8 Prozent Christen, überwiegend Katholiken.
China: Kirche abgerissen
In China können sich Christen in nicht anerkannten Gemeinden auch über Weihnachten nicht vor staatlichen Übergriffen sicher sein. Erst am 17. Dezember ließen die Behörden in der Stadt Yancheng (Provinz Jiangsu) eine Kirche abreißen. Zuvor hatte er nach Angaben des Hilfswerks China Aid (Midland/US-Bundesstaat Texas) bereits Plünderungen gegeben. Ungeachtet unterschiedlicher Schätzungen über die Zahl der Christen in China, die zwischen 40 Millionen und 80 Millionen schwanken, ist unbestritten, dass sich ein großer Teil in staatlich nicht registrierten Hausgemeinden versammelt, um staatlicher Kontrolle zu entgehen. Die anerkannte Drei-Selbst-Bewegung und der Chinesische Christenrat repräsentieren nach offiziellen Angaben etwa 18 Millionen Protestanten. Von den rund 20 Millionen Katholiken gehören etwa sechs Millionen einer regimetreuen Kirche an.
Vietnam: Christen von Weihnachtsfeier ausgeschlossen
Mangelnde staatliche Registrierung führt nicht nur in der Volksrepublik China zu Problemen für Christen sondern auch im ebenfalls kommunistisch regierten Vietnam. Nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) wurde am 21. Dezember einigen hundert Christen die Teilnahme an einer Weihnachtsfeier in der nordvietnamesischen Stadt Thanh Hoa verwehrt. Die Polizei habe sogenannten „illegalen Christen" den Zugang versperrt. Von den 83 Millionen Einwohnern Vietnams sind 54 Prozent Buddhisten, 22 Prozent Nichtreligiöse und 8 Prozent Christen – etwa 6 Millionen Katholiken und 1,3 Millionen Protestanten.
Gute Nachricht aus Pakistan
Gute Nachrichten kommen aus Pakistan, wo extremistische Muslime in der Vergangenheit Anschläge auf Christen verübten und zahlreiche Christen wegen angeblicher Lästerung des Islam vor Gericht gestellt wurden. Premierminister Yousaf Raza Gillani hat angekündigt, dass religiöse Minderheiten stärker in den Provinzparlamenten wie auch in der Nationalversammlung vertreten sein sollen. Außerdem will er einen „Tag der Minderheiten" am 11. August einführen. Von den 156 Millionen Einwohnern Pakistans sind 95 Prozent Muslime, 3 Prozent Christen und 1,8 Prozent Hindus.
*Die Dokumentation ist eine Veröffentlichung des AKREF (Anm.d.Red.)