17.02.2008

China: Hilfswerk dokumentiert Zunahme der Christenverfolgung vor Olympia

Regierung nimmt Hausgemeindeleiter ins Visier

China: Hilfswerk dokumentiert Zunahme der Christenverfolgung vor Olympia

Regierung nimmt Hausgemeindeleiter ins Visier


DUBLIN, 8. Februar 2008 - Im Vorfeld der Olympischen Spiele im August in China hat die
Verfolgung von Christen nicht nachgelassen. Die China Aid Association (CAA) berichtete am
6. Februar über eine beachtliche Zunahme von Drangsalierungen, Festnahmen und
Inhaftierungen im Jahr 2007. Im CAA-Jahresbericht nennt das Hilfswerk vier Schwerpunkte der
Regierung: Hausgemeindeleiter, urbane Hausgemeinden, Herausgeber und Vertreiber von
christlicher Literatur sowie ausländische Christen in China. Besonders Hausgemeindeleiter seien
seit dem Jahr 2005 verstärkt im Visier der Behörden. Die in Midland im US-Bundesstaat Texas
ansässige Organisation berichtete über insgesamt 60 Vorfälle in 2007 – ein Anstieg von 30,4
Prozent im Vergleich zum Jahr 2006 mit 46 Verfolgungsfällen. Doch die Dunkelziffer soll
aufgrund der Zensur von Informationen durch die Regierung weitaus höher sein.
18 Prozent mehr Verfolgungsfälle als im Vorjahr
In den 60 gemeldeten Fällen im Jahr 2007 wurden insgesamt 788 Menschen Opfer von
Verfolgung, 18,5 Prozent mehr als im Jahr 2006 mit 665 Fällen. 693 Personen wurden
festgenommen und inhaftiert. Rund 6 Prozent mehr gegenüber den CAA-Vorjahreszahlen von
650. Bei 415 (ca. 60 Prozent) der Gefangenen handelt es sich fast ausnahmslos um
Hausgemeindeleiter. Polizisten und Beamte des Amtes für religiöse Angelegenheiten
misshandelten 35 Menschen; 16 erhielten Gefängnisstrafen. Im Jahr 2006 kam es zu 17
Verurteilungen. Bei über der Hälfte (35) der bekannt gewordenen Übergriffe waren
Hausgemeinden in Großstädten das Ziel.
Christ im Gewahrsam misshandelte
Unter den Opfern ist auch Pastor Hua Huiqi, ein Menschenrechtsaktivist und Verteidiger christlicher Rechte aus Peking. Er wurde am 26. Januar 2007 verhaftet und von Beamten
misshandelt. Drei Tage lang soll er bewusstlos gewesen sein und musste stationär behandelt
werden. Am 3. August 2007 verhafteten die Behörden auch Zhou Heng in der Provinz Xinjiang,
der eine Sendung mit Bibeln erhalten hatte. Am 28. November wurde auch Shi Weihan in
Peking verhaftet. Beide sind Besitzer offiziell registrierter christlicher Buchläden. Das
Untersuchungsgericht verwies Zhous Fall an das Büro für öffentliche Sicherheit (PSB), da die
Gründe für eine Strafverfolgung nicht ausreichen würden. Das PSB behielt Zhou weiterhin in
Gewahrsam. Shi soll wegen der Veröffentlichung und Verteilung illegaler christlicher Literatur
verhaftet worden sein. Auch seine Angestellte Tian Hongxia kam in Haft. Aufgrund
„mangelnder Beweise“ mussten Shi und Tian am 4. Januar 2008 freigelassen werden. Shi und
Tian waren 37 Tage in Haft. Nach chinesischem Recht könne ein Festgenommener bis zu sieben
Tage ohne Anklage festgehalten werden und weitere 30 Tage in Untersuchungshaft auf den
Prozess warten. In Shis und Tians Fall wurde diese Verordnung verletzt. Das CAA berichtete
auch von der Verhaftung des chinesischen Missionars und Evangelisten Li Zhenjun am 27.
August 2007. Er soll gewaltsam in eine Psychiatrie eingeliefert worden sein.
Ausländische Christen im Visier
Die Behörden nahmen auch ausländische Christen wegen angeblich illegaler religiöser
Aktivitäten fest und entzogen ihnen die Visa. Der CAA-Bericht spricht von 84 Ausländern,
deren Verhaftung oder Ausweisung aus China bestätigt ist. Im Jahr 2006 kam es zu neun
Ausweisungen. Von den im Berichtsjahr Verhafteten oder Ausgewiesenen lebten 70 in der
nordwestlichen Provinz Xinjiang. Mindestens 16 weitere Fälle wurden gemeldet. Ein
ausländischer Christ sagte dem Informationsdienst Compass Direct, einige ausgewiesene
Ausländer seien „große Freunde der Provinz Xinjiang und Chinas" gewesen. „Sie waren
Förderer von Chinas Entwicklung und Fortschritt", sagte er, „Das ist eine Tragödie – in einer
Zeit, in der China alle ausländischen Freunde brauchen könnte.“
Compass Direct/OpenDoors