08.03.2008

Türkei: Prozess wegen Christenmorden vertagt

Der Deutsche Tilmann Geske und die Türken Necati Aydin und Ugur Yuksel wurden von jungen Türken gefesselt, gefoltert und umgebracht<br />

Türkei: Prozess wegen Christenmorden vertagt

Der Deutsche Tilmann Geske und die Türken Necati Aydin und Ugur Yuksel wurden von jungen Türken gefesselt, gefoltert und umgebracht

M a l a t y a , 29. Februar 2008 (idea) – Die Fortführung des Prozesses wegen der Ermordung
von drei evangelikalen Christen in Malatya (Ost-Türkei) im vorigen Jahr ist auf den 17. März
vertagt worden. Bis dahin wird die Entscheidung eines höheren Gerichts in Diyarbakir über
einen Antrag der Nebenklage erwartet, die drei Richter in dem Mordprozess durch andere zu
ersetzen.
Sie hätten wichtige Beweismittel nicht zugelassen und eine Aufzeichnung der
Gerichtsverhandlung verweigert, so die Rechtsanwälte, die die Hinterbliebenen der Ermordeten
vertreten. Am 18. April 2007 hatten fünf junge Muslime den Deutschen Tilmann Geske sowie
die Türken Necati Aydin und Ugur Yuksel im Zirve-Verlag in Malatya brutal gefoltert und
ermordet. Yuksel war ledig, Aydin verheiratet und Vater von zwei Kleinkindern. Geske
hinterließ seine Frau Susanne und drei Kinder zwischen acht und 13 Jahren. Die Täter handelten
der Staatsanwaltschaft zufolge aus Hass auf christliche Missionare. Sie sind wegen Mordes und
der Bildung einer bewaffneten Vereinigung angeklagt. Ihnen drohen lebenslängliche
Freiheitsstrafen.
Verteidiger: Opfer bedrohten türkische Nation
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Middle East Concern (Sorge Mittlerer Osten)
im mittelenglischen Loughborough argumentieren die Verteidiger der Angeklagten, dass die
Opfer unangemessene evangelistische Aktivitäten betrieben hätten. Die Angeklagten hätten die
türkische Nation gegen eine aggressive Bedrohung verteidigen wollen, deren Ziel die
Destabilisierung des Staates sei. Der Menschenrechtsorganisation zufolge ist es bemerkenswert,
dass mehr als die Hälfte der 35 Polizeiakten, die dem Prozess zugrunde liegen, sich auf die
christlichen Aktivitäten der Opfer beziehen und nicht auf die Angeklagten. Ein Teil der
türkischen Medienberichterstattung sei „sehr anti-christlich“.