16.03.2008

Aserbaidschan: Briefe ins Gefängnis sollen Baptistenpastor weltweite Solidarität zeigen

- Open Doors eröffnet Schreibaktion für Zaur Balaev und<br />seine Familie - Pastor leidet unter menschenunwürdigen Haftbedingungen

Aserbaidschan: Briefe ins Gefängnis sollen Baptistenpastor weltweite Solidarität zeigen

- Open Doors eröffnet Schreibaktion für Zaur Balaev und
seine Familie - Pastor leidet unter menschenunwürdigen Haftbedingungen

(Open Doors, 05. März 2008) – Dies sei die schlimmste Zeit in ihrem Leben, beschreibt Nunuka
Balaev aus Aserbaidschan ihre derzeitige Situation. Seit vergangenem Jahr sitzt ihr Mann,
Pastor Zaur Balaev, im Gefängnis. Seine Inhaftierung führte auch auf politischer Ebene zu
Protesten. Am 20. Mai 2007 wurde der ausgebildete Baptistenpastor aus Aliabad nahe der
georgischen Grenze bei einer Razzia während eines Gottesdienstes festgenommen. Zuvor stand
er unter ständiger Beobachtung. Nach Behördenangaben widersetzte sich Balaev der
Durchsuchung und wurde wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt zu zwei Jahren Haft
verurteilt. Er soll fünf Polizisten angegriffen und geschlagen haben. Viele Augenzeugen
widersprechen dieser Darstellung. Zaur Balaev begann seinen Dienst vor über 15 Jahren in
seinem Haus; heute zählt die Gemeinde 40 Mitglieder. Seit 1993 bemühte er sich vergeblich um
die staatliche Anerkennung der Gemeinde.
Weltweite Solidarität zeigen
Um dem Pastor beizustehen und ihn und seine Familie zu ermutigen, bittet das Hilfswerk für
verfolgte Christen Open Doors, für sie zu beten und startete eine weltweite Schreibaktion zur
Ermutigung des Gefangenen und seiner Frau. Kinder, Jugendliche und erwachsene Christen
werden aufgerufen, kurze Briefe oder bunt bemalte Karten in Englisch mit einer Mut
machenden Botschaft zu schreiben. Die Post wird dem Pastor bzw. seiner Frau übergeben und
soll ihnen zeigen, die weltweite Gemeinde Jesu solidarisiert sich mit ihnen - getreu der
biblischen Aussage, wenn ein Glied leidet, leiden die anderen mit (1.Kor 12,26). Nähere
Informationen zur Schreibaktion und eine Anleitung sind zu finden auf www.opendoors-de.org.
Menschenunwürdige Haftbedingungen
Mitarbeiter des Hilfswerkes erfuhren, dass sich Balaevs Gesundheitszustand sehr verschlechtert
hat. Derzeit sitzt er in einem Gefängnis in der Hauptstadt Baku ein. Er hat Herzprobleme und
leidet unter den menschenunwürdigen Haftbedingungen. Viele Insassen leiden an Tuberkulose,
Aids oder anderen Krankheiten oft infolge des schlechten Essens. Derzeit ist es sehr kalt und
Balaev bat einen Besucher um eine Jacke und warme Schuhe. „Bitte denkt und betet auch für
meine Frau Nunuka“, bat der Pastor aus dem Gefängnis heraus. Die hygienischen Zustände
seien entsetzlich, berichtet auch seine Frau. Bei starkem Regen werde die Zelle überschwemmt,
so dass der Pastor kniehoch im Wasser stehen muss. Nunuka Balaev darf ihren Mann einmal im
Monat mit vorheriger Sondergenehmigung besuchen.
Zur Situation der Christen in Aserbaidschan
Von den rund acht Millionen Einwohnern Aserbaidschans sind 96 Prozent Muslime. Rund vier
Prozent sind Christen, von denen der überwiegende Teil der evangelischen Christen Baptisten
sind. Open Doors schätzt die Zahl der Aseri sprechenden Christen auf 20.000. Obwohl die
Landesverfassung das Recht auf Gewissens- und Religionsfreiheit garantiert, sind alle religiösen
Gemeinschaften verpflichtet, sich registrieren zu lassen. Für die christliche Minderheit ist es fast
unmöglich, die Registrierung zu erreichen. Die meisten Gemeinden sind somit illegal, weshalb
die Christen kaum ein öffentliches Gemeindeleben pflegen können. Aseri sprechende Christen
werden von der Gesellschaft eingeschüchtert und oft in Medien als Kriminelle und
Landesverräter dargestellt. In Aserbaidschan wird das Christentum von vielen als ausländische
Religion und die Abkehr vom Islam als Verrat an der Nation betrachtet. Die meisten Christen sind ehemalige Muslime, auf die die Behörden massiven Druck ausüben, damit die so genannten
„Landesverräter“ zum Islam zurückkehren. Das staatliche Komitee für die Beziehungen zu
religiösen Organisationen überwacht die Aktivitäten religiöser Gruppen.