08.04.2009
Deutschland: Diffamierung der Evangelikalen durch "Mission Gottesreich –Fundamentalistische Christen in Deutschland"
Stellungnahme der Deutschen Evangelischen Allianz
Deutschland: Diffamierung der Evangelikalen durch "Mission Gottesreich –Fundamentalistische Christen in Deutschland"
Stellungnahme der Deutschen Evangelischen Allianz
(EAD) Bad Blankenburg - 8.4.2009 - Die Deutsche Evangelische Allianz widerspricht grundlegenden Aussagen der beiden ARD-Journalisten Oda Lambrecht und Christian Baars, die in ihrem Buch "Mission Gottesreich – Fundamentalistische Christen in Deutschland" evangelikale Christen kritisieren. Sie weisen die Anschuldigung mit Entschiedenheit zurück, dass evangelikale Christen eine Gefahr für Kirchen und Demokratie wären. In dem Buch "Mission Gottesreich" findet sich eine pauschalierende Sicht der evangelikalen Bewegung ihren Niederschlag, der ihr nicht gerecht wird. Die Verfasser wollen offenbar nicht wahrnehmen, dass auch evangelikale Christen sehr wohl für die Meinungsvielfalt, die Offenheit und Toleranz eintreten. Darum erschrecken wir über die Forderung der Journalisten, im Grunde evangelikales Christsein, zumindest in der Öffentlichkeit, zu verbieten. Die Deutsche Evangelische Allianz erinnert daran, dass Verfolgung ethnischer religiöser Minderheiten in der Geschichte und Gegenwart im Regelfall immer mit Desinformation beginnt. Dieser folgen konkrete Diskriminierung, die dann mit konkreter Verfolgung endet. Der Desinformation durch die Autoren folgen bereits starke Forderungen der Diskriminierung: So sollten Evangelikale keine Medien wie Zeitschriften oder Fernsehsender herausgeben bzw. betreiben, keine Politikerkontakte pflegen, keine Veröffentlichungsmöglichkeiten nutzen, ihnen sollte Gemeinnützigkeit und Steuergelder entzogen werden oder von ihnen mitgetragene Privatschulen sollten verboten werden. Derartige Forderungen sind höchst gefährlich. Die Religionsfreiheit muss auch in Zukunft in einem Rechtsstaat gesichert sein. Die Autoren aber kritisieren gerade Behörden, die entschieden haben, dass evangelikale Christen in ihren Werken und Einrichtungen nicht gegen Gesetze verstoßen. In ihrem Buch fordern die Autoren nicht nur den Staat auf, evangelikale Christen per Gesetz zu beeinträchtigen. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wird aufgefordert, sich von Evangelikalen zu distanzieren, obwohl nach seriösen Schätzungen die Mehrheit dieser Glaubensrichtung zu den aktiven Christen in den evangelischen Landeskirchen gehört. Anscheinend haben sich die Autoren aber dazu entschlossen, über die Evangelikalen nur Negatives zu berichten. So taucht nichts auf, was das gezeichnete negative Bild entlasten könnte. Die Evangelikalen scheinen mit dieser selektiven Darstellung ein gefährlicher und nutzloser Teil der Gesellschaft zu sein. Dem Leser bleibt verborgen, welche Anerkennung zahlreiche evangelikale Einrichtungen erhalten und wie positiv sich das Engagement von Kirche und evangelikalen Christen in vielfältiger Weise auswirkt. Warum etwa der Generalsekretär der Vereinten Nationen die Weltweite Evangelische Allianz kürzlich in einem Festakt in New York eigens für ihren Einsatz gegen weltweite Armut und für AIDS-Kranke auszeichnete, muss dem Leser des Buches schleierhaft bleiben. Die Vorwürfe richten sich gegen die ganze Christenheit Als Deutsche Evangelische Allianz nehmen wir überrascht zur Kenntnis, dass es nach Auffassung der Autoren "in Glaubensfragen keine allgemeingültige Wahrheit geben kann".
(Interview, Christliches Medienmagazin pro, www.pro-medienmagazin.de, 16.03.09) Davon aber sind Christen grundsätzlich überzeugt. Eine feste Überzeugung ist nach unserer Auffassung eine hilfreiche Grundlage für einen Dialog mit Andersdenkenden. Wenn z.B. über die Evangelikalen geschrieben wird "Sie bekennen sich zu Jesus. Doch er gilt nicht nur als Erlöser der Christen, sondern als Retter der ganzen Welt“, dann ist das nicht mehr als eine Binsenweisheit und Inhalt des christlichen Glaubensbekenntnis schlechthin. Und wenn geschrieben wird, dass Evangelikale außerdem glauben, „dass Jesus auf die Erde zurückkehren wird", dann ist das ebenso richtig, aber eben auch Inhalt des Apostolischen Glaubensbekenntnis, das alle Christen aller anerkannten Kirchen weltweit verbindet. Kurzum: Die Autoren verkennen offensichtlich, dass sie nicht einen bestimmten Glaubenstypus, sondern jedes überzeugte Christsein anprangern. „Wir leiden daran, dass so wenige Gruppen leidenschaftliche Ideen vertreten. Wir leiden daran, dass niemand missioniert. Mission ist die gewaltfreie Selbstrepräsentation und Unverborgenheit der Kirche. Religiöses Selbstbewusstsein und Mission sind nicht voneinander zu trennen. Wer von etwas überzeugt ist, zeigt sich in seinen Überzeugungen. Der Geist stirbt, wo er sich verbirgt. Christen werden zu Christen, wenn sie sich als Christen zeigen. Man wird der, als der man sich zeigt. Was sich verbirgt, stirbt.“ (Fulbert Steffensky in „Mut zur Ehrlichkeit“, Radius-Verlag, 2007) Das Buch versucht, Evangelikale immer wieder in die Nähe gewaltbereiter, gesetze- brechender Fundamentalisten zu rücken. So wird behauptet, dass sie aufgrund ihrer festen Überzeugung „ihren Glauben oder ihre Idee verbreiten – einige auch mit Gewalt“. Wir stellen dazu klar: Es gehört zu den fundamentalen christlichen Grundüberzeugungen, bewusst andere Menschen zum Glauben an Jesus Christus einzuladen. Aber Evangelikale setzen sich im Gegensatz zur im Buch beschriebenen Behauptung ausschließlich dafür ein, ihren Glauben und ihre Ethik nicht mit Gewalt anderen überzustülpen. Die Autoren kritisieren fortlaufend Evangelikale für Handlungen, die in einer demokratischen Gesellschaft alle Gruppierungen, Verbände und Organisationen tun und dürfen und nach demokratischem Verständnis sollen. So wird kritisiert: „Evangelikale wollen die Gesellschaft verändern. Sie rufen zu mehr Engagement in der Politik auf.“ Dem können wir nur mit Befremden über so viel undemokratisches Verständnis entgegentreten. Es bleibt offen, ob die Autoren damit zum Ausdruck bringen wollen, dass unsere Gesellschaft schlicht keine Veränderung brauche oder ob die Mitwirkung und Mitgestaltung bei Veränderungsprozessen der Bevölkerungsgruppe der Evangelikalen vorenthalten werden soll. Der Deutschen Evangelischen Allianz erscheint gefährlich, dass die Autoren für eine Kriminalisierung des evangelikalen Christentums eintreten. Anstelle von Seriosität und Ausgewogenheit wird offenbar das Ziel verfolgt, evangelikale Christen öffentlich zu diskreditieren. Wir halten es für befremdlich, dass gerade Journalisten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eine derartig einseitige Darstellung verfasst haben.
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