16.04.2009

Türkei: Waren bei den Christenmorden von Malatya Sicherheitskräfte verwickelt?

Gendameriekommandeur und Islamwissenschaftler aus Malatya unter Verdacht

Türkei: Waren bei den Christenmorden von Malatya Sicherheitskräfte verwickelt?

Gendameriekommandeur und Islamwissenschaftler aus Malatya unter Verdacht

M a l a t y a (idea) – 16.04.09 - Zwei Jahre nach der Ermordung von drei evangelikalen Christen im osttürkischen Malatya sind im Gerichtsprozess neue Vermutungen über eine Verwicklung örtlicher Sicherheitsbehörden aufgetaucht.

Bei der 16. Sitzung des Strafgerichtshofs in Malatya am 13. April haben die Nebenkläger zahlreiche Zeugen vorladen lassen. Darunter ist der damalige Gendameriekommandeur der Provinz Malatya, Mehmet Ulger, der am 12. März wegen des Verdachts der Verwicklung in eine politische Verschwörung festgenommen wurde. Ebenfalls aussagen soll der islamische Religionswissenschaftler Ruhi Abat, der an der örtlichen Ismet-Inonu-Universität lehrt. Beide sollen in Verbindung zu den Drahtziehern der Morde stehen, berichtet der Informationsdienst Compass Direct. Im Januar war ein anonymer Brief an christliche Gemeinden bekannt geworden, in dem behauptet wird, dass Ulger die Morde angezettelt habe. Er habe Abat aufgefordert, Argumente gegen angebliche missionarische Aktivitäten zusammenzustellen.

Jährlicher Gebetstag am 18. April

Am 18. April 2007 hatten mutmaßlich muslimische Extremisten im Zirve-Verlag von Malatya drei Christen umgebracht. Sie fesselten und folterten den Deutschen Tilmann Geske sowie die Türken Necati Aydin und Ugur Yuksel, bevor sie ihnen die Kehlen durchschnitten. Der Verlag, der Bibeln in türkischer Sprache druckte, war bedroht worden und hatte um Polizeischutz gebeten. Yuksel war ledig, Aydin verheiratet und Vater von zwei Kindern. Geske hinterließ seine Frau Susanne und drei Kinder, die weiterhin in der Türkei leben. Angeklagt sind fünf junge Türken - Hamid Ceker, Emre Gunaydin, Salih Gurler, Cuma Özdemir und Abuzer Yildirim. Nebenkläger vermuten, dass hinter den Verbrechen ultra-nationale islamistische Kreise stecken, die in der Bekehrung von Türken zum christlichen Glauben eine Gefahr sehen. Protestantische Gemeinden in der Türkei haben zu einem jährlichen Weltgebetstag für ihr Land am 18. April, dem Jahrestag der Morde, aufgerufen. Über 95 Prozent der 72 Millionen Einwohner der Türkei sind Muslime. Von den rund 120.000 Christen gehören etwa 4.000 zu evangelikalen Gemeinden.