22.04.2009

Pakistan: Zwei wegen Blasphemie verurteilte Christen frei

Unverzügliche Entscheidungen in anderen Verfahren und Einhalten der Regierungsversprechen überfällig

Pakistan: Zwei wegen Blasphemie verurteilte Christen frei

Unverzügliche Entscheidungen in anderen Verfahren und Einhalten der Regierungsversprechen überfällig

Frankfurt am Main/Islamabad (22. April 2009) – Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) begrüßt den Freispruch des Obersten Gerichtshofes in Lahore im Fall von zwei pakistanischen Christen. James Masih (72 Jahre) und Buta Masih (67 Jahre) wurden im Herbst 2006 wegen angeblicher Blasphemie unschuldig zu zehn Jahren Haft verurteilt. Den beiden alten Männern war das Verbrennen von Koranseiten vorgeworfen worden. Das Urteil beruhte auf der falschen Anzeige eines islamischen Nachbarn, der sich beim leseunkundigen James Masih vergeblich um den Kauf einer Immobilie bemüht hatte.

James und Butah Masih waren im Dezember 2006 von der IGFM und dem Nachrichtendienst IDEA zu „Gefangenen des Monats“ erklärt worden. Die IGFM kritisiert die unter dem Druck islamischer Fanatiker zustande gekommene Verurteilung ebenso, wie das sich jahrelang hinziehende Berufungsverfahren gegen die beiden ungebildeten, hilflosen Senioren.

Gleichzeitig fordert die IGFM die unverzügliche Freilassung des Christen Hector Aleem, Menschenrechtsdirektor der Organisation „Peace Worldwide“ (Islamabad), der Ende Januar 2009 unschuldig inhaftiert wurde. Des Weiteren fordert sie die Haftentlassung weiterer unschuldiger Opfer des Blasphemiegesetzes. Die IGFM verweist besonders auf die Schicksale der in jüngster Zeit inhaftierten Christen, wie das von Pastor Shafique samt seines Bruders und seines Vaters (Bezirk Narowal), sowie das der 19-jährigen Christin Sandal Masih und ihres Vaters Gulshare (Bezirk Faisalabad). Ebenso erinnert die IGFM an die seit 2002 wegen Blasphemie in Todeszellen einsitzenden Christen Anwar Kenneth und Kingri Masih, wie auch an die aus gleichem Grund von der Todessstrafe bedrohten fünf Mitglieder einer Ahmadiyya-Gemeinde im Bezirk Layyah (Provinz Punjab).

Die IGFM befürchtet auch in diesen Fällen die Verschleppung der Verfahren unter dem Druck islamistischer Gruppen. Sie erinnert Staatspräsident Asif Ali Zardari und seinen Minderheitenminister Shabaz Bhatti erneut an die im Januar 2009 versprochene Abschaffung des Blasphemiegesetzes, das in § 295C die Todesstrafe für die Beleidigung des Propheten Mohammed vorsieht. Etwas Hoffnung sieht die IGFM darin, dass die zahlreichen IGFM-Aufrufe und Mitglieder-Appelle zur Freilassung von James und Buta Masih beigetragen haben.