03.12.2009
Indien: Protest gegen Diskriminierung „Unberührbarer"
Neu Delhi (idea) – 03. Dezember 2009 - Obwohl das hinduistische Kastenwesen in Indien offiziell abgeschafft ist, sind viele kastenlose Dalits (Unberührbare) immer noch Diskriminierungen ausgesetzt.
Das gilt nicht nur für Indien, wo rund 160 Millionen Dalits leben. Auch Auswanderer, etwa in Großbritannien, müssen Benachteiligungen hinnehmen. In Indien zählen nach offiziellen kirchlichen Angaben etwa 18 Millionen Christen zu den Dalits. Aus Protest gegen ihre Diskriminierung haben der ökumenischen Nachrichtenagentur ENI zufolge Kirchenleiter und Tausende Christen am 18. November an einer vierstündigen Mahnwache vor dem Parlament in Neu Delhi teilgenommen. Sie riefen die Regierung auf, die Benachteiligung christlicher und muslimischer Dalits zu beenden. Seit 1950 stehen hinduistischen Dalits kostenlose Bildung und reservierte staatliche Arbeitsstellen zu. Diese Regelung wurde 1956 auf Sikhs ausgedehnt; Christen und Muslime gehen jedoch leer aus. Der Sekretär der Dalit-Kommission des Nationalen Kirchenrats, Raj Bharat Patta (Nagpur), sagte, durch die Protestaktion sei es gelungen, die Regierung auf die fortdauernde Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen. Von den 1,1 Milliarden Einwohnern Indiens sind 82 Prozent Hindus, zwölf Prozent Muslime und mindestens drei Prozent Christen.
Indische Ärzte verweigern Behandlung
Auch in Großbritannien fühlen sich fast zwei Drittel aller Dalits diskriminiert. Bei einer Umfrage des Dalit-Solidaritätsnetzwerks (DSN) gaben 73 Prozent der Befragten an, sie hätten Benachteiligungen im Alltag erlebt. Dazu gehört zum Beispiel, dass indische Ärzte oder Krankenschwestern sich weigern, Dalit-Patienten zu behandeln, weil sie sich durch eine Berührung religiös unrein machen würden. Auch seien Beleidigungen an Schulen verbreitet, berichtet die Wochenzeitung Baptist Times (Didcot). In Großbritannien leben etwa 1,2 Millionen Menschen indischer Herkunft.